Straßenbahn Berlin |
Trieb- Gelenkzug TG 29/38/51 6211, 6212 |
1929 wurde bei der BVG zwei neue Straßenbahnzüge (6211 und 6212) in Dienst gestellt. Völlig neu statt der bisher üblichen Trieb- und Beiwagenbildung gestalteten sich diese seiner Zeit modernen und absolute neuartigen dreiteiligen Gelenktriebzüge. Die Straßenbahn in Dresden erprobte diese Durchgangswagen bereits seit Ende 1928 im eigenen Streckennetz. Völlig neu das hohe Fassungsvermögen der Triebzüge mit 4 leistungsstarken Kardan-Motoren und eine elektrische Bergmann- Ausrüstung. Eine wahre technische Innovation auf dem Gebiet der elektrischen Straßenbahn in Deutschland. Die beiden Berliner Wagen wurden von Christoph & Unmack, Niesky gebaut, die elektrische Ausrüstung stammt von Siemens-Schuckert.
Der Gelenktriebzug 6212 gelangte erstmals ab dem 25. Februar 1930 in den Fahrgasteinsatz auf der Linie 177 (Bahnhof Zoologischer Garten - Teltow), der Gelenktriebzug 6211 am 26. Februar 1930 auf der Linie 74 (Kniprodestraße - Lichterfelde). Der dreiteilige Zweirichtungs- Triebzug wird aus zwei je zweiachsigen Triebwagen und einem eingehangenen, achslosen Mittelstücks gebildet, was dem Wagen seine Gelenkigkeit gibt. Am schwebenden Mittelstück befindet sich die große Mitteleinstiegstür, die in die Plattform mündet. Von hier sollen sich die Fahrgäste jeweils in die beiden Triebwagen mit Sitzplätzen verteilen. In beiden Triebwagen befand sich ein Schaffner.
Die beiden Fahrzeuge 6211 und 6212 blieben Einzelexemplare, eine Serienlieferung erfolgte nicht. Ihre modernen Kardanantriebe und damit verbundene moderne Schaltung führten zu Schwierigkeiten in der Ersatzteilbeschaffung. So erfolgte bereits 1939 eine Umrüstung auf die herkömmlichen Motorentechnik (Tatzlagermotoren) sowie eine der Zweifachsteuerung vom TM 33/36 angepasste Steuerung für die beiden Fahrstände. Die Fahrzeugbezeichnung lautet nun mit dem Umbau TG 29/38. Der Triebzug 6212 erlitt starke Kriegsschäden, sodass er nach Kriegsende 1945 nicht mehr im Liniendienst eingesetzt wurde (6/1945 noch in der Bestandsliste enthalten), eine Wiederherstellung erfolgte vermutlich aufgrund der Sonderbauform nicht mehr. Nach Auslieferung der beiden Nachkriegs- Baumusterzüge (TED / BED 52) 2000, 2001, 7000, 7001 für die BVG-West wurde 1952 der verbliebene Triebwagenzug 6211 in der Hauptwerkstatt U-Bahn (HwU Se) einer gründlichen Revision und Umbauten unterzogen. Dem Zweirichtungswagen wurde ein Fahrstand ausgebaut, sodass er nun nur noch als Einrichtungszug verwendet werden konnte. Die Türen der linken Fahrzeugseite wurden durch den Einrichtungsbetrieb nun nicht mehr benötigt und daher festgelegt (mech. blockiert), die Trittstufen verdeckt. Die Typenbezeichnung lautet mit diesem Umbau TG 29/38/51. Der Zug erhielt nun einen Scherenstromabnehmer, statt der vorherigen zwei Stangenstromabnehmer. Wagen 6211 TG 29/38/51 nach dem Umbau auf Einrichtungsbetrieb. Der hintere Fahrstand wurde zur Plattform mit Einstieg, der Schaffnersitz ist in dieser Zeichnung bereits wieder entfernt. Durch diesen Umbau sollte ein Fahrgastflußprinzip angewendet werden: die Fahrgäste sollten durch die hintere Tür das Fahrzeug betreten, sich auf der Plattform sammeln, ein Sitzschaffner die Fahrgäste abfertigen. Wohl Probleme mit diesem neuen Fahrgastflußbetrieb im Alltag befürchtend, gelangte dieser Einrichtungszug von 1952 bis 1957 nicht in den Fahrgasteinsatz. 1957 folgte der Ausbau des Schaffnersitzes, da vermutet wurde, der Fahrgastandrang auf der kleinen Plattform nicht bewältigt werden zu können. Am 16. Dezember 1957 gelangte der Triebzug 6211 auf der Westberliner Linie 75 E vermutlich erstmals nach dem Umbau in den Fahrgasteinsatz. Der Triebzug wurde wie bis 1951 mit zwei Schaffnern besetzt. Der Gelenktriebzug fuhr bis zur Stilllegung der Berliner Straßenbahn 1967 im Linieneinsatz, war auf dem Hof Charlottenburg stationiert.
Der Wagenzug 6211 blieb nach 1967 museal erhalten, wurde in die historische BVG-West Fahrzeugsammlung eingereiht. Heute wird der einst moderne, erste Gelenktriebwagen für die Berliner Straßenbahn vom DVN gepflegt. Allerdings bedarf es einer wagenbaulichen und technischen Aufarbeitung des Zuges, ehe Fahrten durch das Berliner Netz durchgeführt werden können. Das Fahrzeug kann im Museumsdepot Niederschönhausen des DVN im Rahmen der dort angebotenen Führungen durch die Museumssammlung der BVG und des DVN betrachtet werden. Sach- und, Geldspenden, oder auch Arbeitsleistung werden beim DVN für die Aufarbeitung der Museumsfahrzeuge immer gerne angenommen.
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