Obus Berlin |
Der Spandauer Obus |
1933 wurde die erste Obuslinie in Berlin-Spandau in Betrieb genommen. Nach recht kurzer Planungszeit (von nicht einmal einem Jahr) konnte die Linie am 24.12.1933 elektrisch betrieben werden. Die Linie A 31 führte vom Bahnhof Spandau in die Gartenstadt Staaken. Kartenausschnitt aus dem Linienplan 1939 der BVG. Einige Straßen sind hier schon seit 1933 umbenannt. Die Obuslinie führte 1933 vom Hafenplatz - Potsdamer Straße (später Carl-Schurz-Str.) Klosterstraße - Hamburger Straße (später Brunsbüttler Damm) - Berliner Straße (später Brunsbüttler Damm) - Bahnhofsstraße (später Nennhauser Damm) - Delbrücker Straße (später Torweg) - Marktplatz (später Am Heideberg und Am Heidebergplan). Wagen 1003 Auf dem Weg nach Spandau (3/1934) Aus: Fahrplanbuch der BVG 1952 Aufgrund technischer Schwierigkeiten an den Fahrzeugen und Ersatzteilmangels musste der Betrieb mehrmals unterbrochen werden (30.8.1939 - 4.4.1941, 19.6.1942 - 1.9.1943, 26.9.1943 - 22.9.1944). <--- Installation des Fahrdrahtes, Brunsbüttler Damm 1933 Kriegsbedingt wurde der Betrieb am 11. April 1945 eingestellt, die Fahrzeuge in die Wagenhalle gefahren. Die Wagenhalle mit vier Fahrzeugen (1003, 1101, 1102 und 1103) wurden Opfer der alliierten Luftwaffe. Nach dem Wiederaufbau der Strecke 1949 wurde in der Spandauer Altstadt eine Linienänderung vorgenommen. Bis 1945 fuhren die Obusse der Linie A31 vom Bahnhof über die Carl-Schurz-Straße, nun ab 1.8.1949 über die Stabholzstraße zur Klosterstraße, dann jedoch unverändert weiter nach Staaken. Unten: Fahrplanbuch der BVG 1952 Der außerhalb von Spandau liegende Streckenabschnitt wurde durch ein eigenes, neuerrichtetes Gleichrichterwerk in Neu -Staaken (Nennhauser Damm Ecke Brunsbüttler Damm) gespeist, in dem 2 Quecksilber - Glasgleichrichter von je 350 A Belastungsfähigkeit bei 600 bis 620 V Sammelschienenspannung untergebracht wurden. Der Strom wurde hierzu aus dem damaligen BEWAG 6 kv-Netz bezogen. Die Fahrleitung war bereits schon für eine Beheizung gegen Vereisung ausgelegt. Der in Spandau liegende Teil nutzte die vorhandene Infrastruktur der Straßenbahn (Unterwerk Spandau, ein Einspeisepunkt). Der Obus wurde wie auch die Berliner Straßenbahn mit 550 Volt Gleichstrom betrieben. Aus Liniennetz der BVG (West) 1956 Nach den Streitigkeiten über die Nutzung der Fahrbahnhälfte des Nennhauser Damms Richtung Süden im Dezember 1952 zwischen Westberlin und der DDR wurde die Linie A31 auf normalen Dieselbus umgestellt, die Errichtung einer elektrischen Umleitungsstrecke für den Obus nach Staaken verworfen. damit endet die Spandauer Obusgeschichte am 18. Dezember 1952. Die Fahrleitung wurde mit Ausnahme auf dem Gebiet der Sowjetzone bis 1956 abgebaut. Grenzverletzungen der besonderen Art: Da sich die Obusfahrleitung in der Sowjetzone befindet, der Obusverkehr aber im Westsektor betrieben wird, gab es immer wieder Zwischenfälle mit Grenzpolizisten, die die Nutzung der Fahrleitung durch die BVG-West verboten. Um das Betriebspersonal nicht in Gefahr zu bringen, zudem bei einer Reparatur, Wartung oder Sichtprüfung der Fahrleitung mit der Verhaftung der Monteure gerechnet werden müsste, wurde die Obuslinie wegen Verständigungsschwierigkeiten zweier deutscher Staaten eingestellt und mit Dieselbussen auf veränderter Route betrieben. Die Wagenhalle Spandau Zur Unterbringung der zunächst 3 Triebwagen ist eine besondere Wagenhalle auf dem Gelände des damaligen Straßenbahnbetriebshof Spandau (Pichelsdorfer Straße) errichtet worden. Zur Fahrt in die Wagenhalle auf dem Straßenbahnbetriebshof wurden in der Klosterstraße und der Pichelsdorfer Straße (zwischen Brunsbüttler Damm und Weverstraße) der Fahrleitungen der Straßenbahnen mitbenutzt. Zwischen die beiden Straßenbahnfahrleitungen war ein weiterer Fahrdraht als Rückleiter gespannt worden. Die Einfahrt auf den Betriebshof erfolgte über die Weverstraße. Für jeden Wagen ist ein Stellplatz in dieser Halle vorgesehen gewesen. 3 hölzerne Toreinfahrten ermöglichten das Ein- und Aussetzen der Wagen ohne das Rangieren anderer Wagen. Front- und Seitenansicht der Obus-Wagenhalle Spandau In der Halle befand sich eine Revisionsgrube mit Randwinkeln zur Radführung. Die Wagenhalle wurde in den letzten Kriegstagen (zwischen dem 12.April 1945 und 8. Mai 1945) mit 4 Triebwagen zerstört. Der Obusbetrieb wurde erst ab dem 1.August 1949 wieder in Spandau eingerichtet. Wagen 1001 vor der Wagenhalle Spandau, 1933 Für den Betrieb ab 1949 wurde eine Werkhalle der “Orenstein&Koppel und Lübecker Maschinenbau AG” angemietet. Diese befand sich am Brunsbüttler Damm, also direkt an der Linie. So musste keine weitere Elektrifizierung anderer Straßen erfolgen, das Gelände war leicht mit dem Obusnetz zu verbinden. Nach Einstellung des Obusbetriebes zum Jahresende 1952 wurde der Mietvertrag später aufgelöst, die gesamte Fahrleitung demontiert. Viele Jahre blieben am Nennhauser Damm die Fahrleitungsmasten mit Fahrdraht auf dem Hoheitsgebiet der “DDR” mahnend für die Deutsch-Deutschen Beziehungen der 50er Jahre stehen ... Fahrleitungsmast und Haltestelle mit Fahrplankasten der Obuslinie 31 am Nennhauser Damm in Berlin Spandau auf dem Gebiet der DDR. Quellen und weiterführende Literatur:
Text und Zusammenstellung: Jurziczek, 9/2004 |
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