Berliner Verkehrsseiten - Das Geschichtsmagazin zum Berliner Nahverkehr

Obus Berlin

Die Steglitzer Obuslinien ab 1935

Die Linie A32

1934/55 wurde die Obuslinie A32 in Steglitz für den Betrieb mit elektrischen Autobussen eingerichtet und am 2.5.1935 in Betrieb genommen. Nach 20 Jahren kehrte hier der Drahtbus wieder in das Stadtbild zurück.  Die Linie A32 führte vom U-Bahnhof Breitenbachplatz zum Bahnhof Marienfelde.

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Aus Linienetz der BVG 1939, Montage: Jurziczek

Die  Obuslinie A32 führte 1935 vom Bahnhof Breitenbachplatz (Wendeschleife um die nördöstliche Platzseite), Schildhornstraße, Schloßstraße, Albrechtstraße, Siemensstraße, Leonorenstraße, Lankwitz Kirche, Lutherstraße, Marienfelder Straße, und am Bahnhof Marienfelde gewendet über Kiepertstraße / Bahnhofsstraße.  Ab Juli 1944 ist die Brücke in der Siemensstraße über den Teltowkanal nicht mehr befahrbar gewesen, bis zur kriegsbedingten Einstellung des Obusbetriebes wurde eine einspurige Umleitungsstrecke über Stindestraße (Hannemannbrücke) zur Leonorenstraße eingerichtet. Am 11. April 1945 folgte die kriegsbedingte Betriebseinstellung der Linie A32.

Hallenaufnahme 1947 Betriebshof Lichterfelde

Halle Hof Lichterfelde mit Obus (1947)

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Aus Fahrplanbuch BVG 1952

Der elektrische Busverkehr auf der Linie A32 wurde am 4.Juli 1949 wieder über die behelfmäßig befahrbar gemachte Teltowkanalbrücke der Siemensstraße wieder aufgenommen. Um das gestiegene Verkehrsaufkommen zur Pädagogischen Hochschule nach Lankwitz zu entsprechen, wurde eine zusätzliche Wendeschleife an der Marienfelder Straße / Lankwitzer Ring für die Verstärkerwagen A32E eingerichtet. Die Teltowkanalbrücke wurde 1956/60 neu errichtet, weshalb die Linie A32 ab dem 7. August 1956 bis 16. August 1960 wieder über die Stindestrasse geführt wurde, allerdings nun mit zweispuriger Fahrleitung. Das wachsende Verkehrsaufkommen war zunehmend nicht mehr mit dem vorhandenen Obuswagenpark zu bewältigen. Immer häufiger mischten sich Dieselbusse auf die Obuslinien. Mit der Einstellung des Obusbetriebes auf der Linie A33 (1961) konnten die freigewordenen Wagen zeitweise einen reinen Obusbetrieb auf der Linie A32 ermöglichen. Weitere Ausmusterungen altersschwacher Obusse aus dem Bestand zwangen wieder zum Mischbetrieb.

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

 

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Fahrplan 1952, aus BVG-Fahrplanbuch

Die Linie A32 wurde am 22.3.1965 auf Dieselomnibus umgestellt.

Die Linie A97 (A33)

Die  Obuslinie A97 wurde 23.4.1942 ebenfalls in Steglitz eingerichtet. Diese Linie nutzte teilweise die vorhandenen elektrifizierten Straßen der Linie A 32. Die Linie führte vom Bahnhof Steglitz über die Albrechtstrasse, Mariendorfer Straße, Steglitzer Straße, Bahnhof Mariendorf (heute Attilastraße), Ringstraße, Kaiserstraße (Wende über Königstraße / Mariendorfer Damm). Die Wendeschleife am Bahnhof Steglitz führte um den Häuserblock Albrechtstraße 7-11 (Schützenstraße - Mittelstraße - Berlinickestraße). Von 1895 bis 1930 befuhr diese Strecke die Schmalspur - Straßenbahnlinie 97, die auf die erste elektrische Straßenbahn der Welt zurückgeht. ---> Strablinie 97

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Die Linie A97 wurde aufgrund kriegsbedingter Schäden am 23.1.1945 eingestellt.

Am 10. Mai 1948 konnte der Betrieb auf der Linie A97 wieder aufgenommen werden. Die nach wenigen Wochen folgende Blockade (24.Juni 1948 bis 12. Mai 1949) West-Berlins durch die Sowjets erforderte die erneute Einstellung des Betriebes, da die Stadt nun keine ausreichende Stromkapazitäten mehr vorwies.  Nach Beendigung der erfolglosen Blockade konnte der Betrieb auch wieder aufgenommen werden (7. Juni 1949).

 Am 2. Januar 1951 wurde die Linie A97 in A33 umgetauft, an der Linienführung änderte sich nichts.

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Linienführung A33 (ex A97) aus dem Fahrplanbuch BVG, 1952 mit den Wendeschleifen am Bahnhof Steglitz und Mariendorfer Damm

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Wendeschleife Berlinickestraße am Bahnhof Steglitz, 1950. Foto: S. Sube

Das wachsende Verkehrsaufkommen war zunehmend nicht mehr mit dem Obuswagenpark zu bewältigen. Immer häufiger mischten sich Dieselbusse auf die Obuslinien.  Am 16. Oktober 1961 wurde der elektrische Busbetrieb auf der Linie A33 beendet. Die freigewordenen Fahrzeuge gingen auf die Linie A32 über, altersschwache Wagen wurden verschrottet.

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Fahrplan aus Fahrplanbuch, BVG 1952

Der Betriebshof Steglitz am Hindenburgdamm

Für die Wartung und Inspektion der Fahrzeuge wurde am seit 1888 bestehenden Straßenbahnbetriebshof Steglitz (Hof Nummer 11) am Hindenburgdamm zunächst das südlichste Hallengleis für den Obus genutzt. Mit der Einrichtung der Linie 97 im Jahr 1942 vergrößerte sich der Wagenpark. Daher wurde bereits in den Jahren 1941/42 an der Nordseite der Halle ein 86 Meter langer Anbau errichtet. Dafür musste die bisher dort befindliche Aufstellfläche für Straßenbahnen weichen. Da bedingt der besonderen, doppelpoligen Fahrleitung die Obusse stets über Wendeschleifen ihre Fahrtrichtung ändern mussten, erfolgte die Einfahrt über die Westseite der Halle, die Ausfahrt über die Nordseite.

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

1942: Die neue Obuswagenhalle auf dem Straßenbahnbetriebshof Steglitz (Hindenburgdamm)

Die Zufahrt zum Hof erfolgte bis August 1961 ab Bahnhof Steglitz über die Kuhligkshofstraße - Schloßstraße - Hindenburgdamm - Geranienstraße (westliche Halleneinfahrt). Mit dem Bau der Westtangente (heute Autobahn 103) musste die Zufahrt über Albrechtstraße - Schloßstraße zum Hindenburgdamm erfolgen. Beide Zufahrtsstrecken dienten im Nachtverkehr auch für Linienfahrten (die A32 und A33 fuhren im Nachtverkehr von Marienfelde / Mariendorf zum Straßenbahnhof Steglitz).

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Lageplan Betriebsbahnhof Steglitz, 1952, grün die Einfahrt, rot die Ausfahrt. Eine Planung sah vor, über die Geranienstraße  zum Hindenburgdamm kreuzungsfrei der Straßenbahnfahrleitung (rot gepunktet) zu gelangen. Vermutlich ist diese Route nie zu Ende gebaut, nur in Ansätzen vorhanden.   Repro aus [1], Montage: Jurziczek

Der Betriebsbahnhof Steglitz, Hindenburgdamm, oder L (Lichterfelde) wie er nach der Einstellung des Straßenbahnbetriebes hieß, und fortan für den Omnibus diente, ist 1988  als Betriebsbahnhof stillgelegt worden. Viele Jahre als Materiallager der BVG benutzt, firmiert hier heute ein BMW-Automobilhändler in den Wagenhallen.

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Triebwagen 488 (AEG / Henschel) vor der Wagenhalle Steglitz

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Mahnung an die Straßenbahnfahrer des Betriebshofes Steglitz im Umgang mit den neuen Obus-Fahrleitungen. Aus: Mitarbeiterzeitung 1942 der BVG (Freie Fahrt)

Aus der BVG-Betriebszeitung im März 1965


Traueranzeige

Die Kollegen Seilbahn-Fahrer und -Schaffner geben die traurige Nachricht bekannt, daß unser geliebter Obus ab 22. März 1965 aus dem Verkehr scheidet.

Seine Memoiren!

Beinahe 30 Jahre sind vergangen, als die ersten Obusse auf dem Straßenbahnhof Steglitz eingsetzt wurden. Am 1. Mai 1935 wurden die Linien A32 vom Breitenbachplatz nach Marienfelde und A33 vom Bahnhof Steglitz (Berlinickstraße) nach Mariendorf, Kaiserstraße, in Betrieb genommen. Bis zum Kriegsschluß 1945 fuhren die Obusse der Linie A32 mit Anhänger. Im Jahre 1949 wurde der Obusbetrieb wieder aufgenommen. Die Anhänger blieben jedoch nur kurze Zeit in Betrieb.

Insgesamt wurden 36 Busse eingesetzt. Unsere beiden Veteranen, die Wagen 1004 und 1104 möchte ich besonders in Erinnerung bringen. Vom Personal wurden sie die “Eisbrecher” genannt. Der grüne Stoffbezug der Sitze im Wagen 1104 wurde oft von Fahrgästen belächelt.  Ab August 1956 wurden neue Wagen der Serie 484 - 490 eingesetzt. Alle dachten,  jetzt wird der Obus endlich modernisiert.

Aber denkste.

Die alten Wagen wurden nach und nach aus dem Verkehr gezogen und nicht mehr ersetzt. Am 16. Oktober 1961 wurde der Obusbetrieb der Linie A33 eingestellt und durch Mietwagen ersetzt.

Ab 1. Oktober 1963 wurde die Linie A33 Einmannwagen.

Bis zum Winterfahrplan 1963/64 liefen noch die Wagen der Serie 1301 - 1305. Als auch diese aus dem Verkehr gezogen wurden, mußten Dieselautobusse mit Obussen die Linie A32 gemeinsam befahren. Im März 1965 fuhren nur noch elf Obusse auf der Linie A32.

Nun mußten wir Abschied vom viel geschmähten aber auch geliebten “Drahtesel” nehmen. Von Beileidsbesuchen bitten wir Abstand zu nehmen.

Rudolf Schelchen

 

Aus dem Archiv der Berliner Verkehrsseiten

Halle im Obus-Betriebshof Steglitz vor 1957 (Repro aus [1])

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Dr. Walter Schneider, Band 10, 11 und 12
  • ALBA, Berliner Omnibusse, Gammrath, Jung, Schmiedeke
  • Mitarbeiterzeitung der BVG, “Freie Fahrt”, Heft 4/1942 : “Neue Obuslinie der BVG”
  • Mitarbeiterzeitung der BVG, “Freie Fahrt”, Heft 10/1942: “Die neue Obus-Betriebswerkstatt der BVG in Steglitz”
  • Der Stadtverkehr, Heft 12/1963: “30 Jahre Obusbetrieb in Berlin”
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 3/1965: “Der Obus in Berlin”
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 3/1965: “ Der Obus-Wagenpark im westlichen Berlin seit 1933”
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 1/1988: “ Betriebshof L”
  • [1] Broschüre über den Betriebshof “L”, BVG 1988: “Dokumentation Betriebshof Lichterfelde”
  • Diverses Archivmatrial Jentzsch, Jurziczek
  • Vielen Dank für die Unterstützung im BVG-Firmenarchiv, Herr Wachtel

Text und Zusammenstellung: Jurziczek, 9/2004

 

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