Obus Berlin |
Die Obus Geschichte |
Werner von Siemens stellte im Sommer 1882 in Halensee seinen ersten Wagen mit Oberleitung vor. Er nannte dieses Gefährt “Elektromote”. Auf den 540 Metern wurden 2 Monate lang Versuchsfahrten durchgeführt. Die Entwicklung des “Drahtbusses” wurde zugunsten der Strassenbahn zunächst vernachlässigt. Versuchswagen “Elektromote” in Halensee 1882 von Siemens An anderen Orten in Deutschland sowie im Ausland hatte man die Idee des Drahtbusses weiterentwickelt und zum Teil auch recht gute Erfolge erzielt. Im Dezember 1903 versuchte die AEG zusammen mit der Berliner Ostbahn einen erneuten Experimentierbetrieb ab Bahnhof Niederschöneweide - Johannisthal- (heute Bahnhof Schöneweide) zum Ortskern Johannisthal. Der Fahrstrom wurde aus dem Leitungsnetz der Ostbahn entnommen. Die Fahrzeit betrug 8 Minuten, ein Fahrpreis von 10 Pfennigen war zu entrichten. Die Motoren waren jedoch zu klein bemessen und daher mit dem Winterwetter überfordert. Die Fahrzeuge wurden auf dem schlechten Pflaster stark beschädigt und fielen auch daher häufig aus. So entschied man den Betrieb bereits im Frühjahr 1904 abzubrechen. Gleislobus um 1912 in Steglitz bei Berlin An anderen Orten Deutschlands sowie im Ausland hatte man die Idee des Drahtbus weiterentwickelt und zum Teil auch recht gute Erfolge erzielt. Auch in der Gemeinde Steglitz hatte 1912 einen Drahtbusbetrieb eingerichtet, der sich sehr gut entwickelte. Da Steglitz der eigene Betrieb einer Straßenbahn von der zuständigen Kreisstadt Teltow aus Gründen der Konkurrenzbildung verwehrt war, entschied man sich für diese gleislose Bahn. Sie führte vom Bahnhof Steglitz durch die Klixstrasse in die Bergstrasse zunächst in die Bismarckstrasse, später in die Altmarkstrasse zum Knausplatz und wurde mit 3 Wagen betrieben. Die Gleislobusse (so der Spitzname) hatten im Gegensatz zu den Wagen in Johannisthal Vollgummireifen und trugen das Steglitzer Wappen an den Fahrzeugen. Über Probleme mit dem gleislosen Bus aus Steglitz ist nichts bekannt, der Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendete aber hier den Betrieb im Jahre 1914 (Materialabgabe für das Heer). In Berlin bestand zunächst kein Interesse an einem weiteren Verkehrsmittel. Die Verkehrsaufgaben liessen sich unter den vorhandenen Transportmitteln gut aufteilen, so befand man. Die Stadt Berlin bestätigte aber die Vorteile des Drahtbusses, wie insbesondere seine ruhige Fahrt und seine relative Beweglichkeit gegenüber der Straßenbahn. Erst als man von 1933 ab im Zuge der Autarkiebestrebungen seine Aufmerksamkeit auf die Verwendung heimischer Treibstoffe legte, rückte der Gedanke des elektrischen Oberleitungsomnibusses wieder in den Vordergrund. Während die Versuche mit verschiedenen Treibstoffen für Omnibusse noch in den Anfängen steckten und doch noch recht problematisch verliefen, glaubte man hier einen sicheren Weg zum Ziel zu haben. Denn schließlich gehörte ja der elektrische Strom aus der Kohle auch zu den einheimischen Kraftquellen. Zudem standen inzwischen technisch durchaus brauchbare und leistungsfähige sowie in der Form ansehnliche Fahrzeuge zur Verfügung. Aus gegenseitiger Fühlungsnahme zwischen der BVG und der Elektrofirma AEG entstand nun der Plan eines Probebetriebes für einen Obus, für den man die Strecke der Omnibuslinie A31 von Spandau nach Gartenstadt Staaken auswählte. Auf der 6,5 Kilometer langen Strecke wurde nun eine Oberleitungsanlage, jeweils mit einer Hin- und Rückleitung für jede Fahrtrichtung, also insgesamt 2 Paare = 4 Leitungen, aufgebaut. Die AEG stellte für den Betrieb 3 Wagen zur Verfügung und noch vor Ablauf des Jahres 1933 konnte mit den ersten Fahrten begonnen werden. Ausschnitt aus dem Liniennetz der BVG 1939 mit der Linie A31 Die Ergebnisse der Spandauer Linie waren so gut, dass man schon 1935 eine zweite Linie (A32) durch die Firma Siemens-Schuckert in Marienfelde einrichtete, und schnell auf 10,3 Kilometer verlängert wurde (Breitenbachplatz - Bahnhof Steglitz - Marienfelde). Kartenausschnitt Linie A32 aus Liniennetzplan der BVG im Jahr 1939 Eine dritte Linie (A97) vom Bahnhof Steglitz Richtung Mariendorf wurde 1942 auf den Obusbetrieb umgestellt. Linienführung der A97 aus Liniennetz der BVG Mit zunehmenden Kriegsauswirkungen wurde der Betrieb immer wieder aus Strommangel unterbrochen. Im April 1945 erlag der Obusbetrieb endgültig den starken Bombardierungen. Am 15.3.1946 wurde eine Sonderbesprechung über die Zukunft des Obusses in der BVG-Direktion gehalten, bei der die Zweckmäßigkeit und die Möglichkeiten für die etwaige Wiederaufnahme des Obusbetriebes geprüft werden sollte. Die bis 1945 betriebenen Linie A31, A32 und A97 standen hier zu Diskussion. Vorgelegt wurde eine Bestandsaufnahme aller drei Linien. Auf der 6,6 Km langen Linie A31 waren Masten und Spanndrähte teilweise noch vorhanden, der teure Fahrdraht fehlte jedoch hier gänzlich. Die Wagenhalle Spandau war völlig zerstört. Auf der A32 und A97 fehlte ebenso auf ganzer Länge der wertvolle Fahrdraht. Die Brücke der Leonorenstraße über den Teltowkanal war ebenso zerstört. Die Wagenhalle am Hindenburgdamm war erhalten geblieben, jedoch von der Fahrbereitschaft in Anspruch genommen. Ergebnis dieser Sonderbesprechung war, sich zunächst mit der verkehrlich bedeutendsten Linie, der Spandauer A31 zu beschäftigen. Fehlende Anlagenteile sollten vom Steglitzer Bereich ausgebaut werden, ein Elektrohersteller entwarf sogar Pläne für eine Verlängerung nach Falkensee. 13 Obustriebwagen und 5 Anhänger standen zur Verfügung, die Erfüllung ausgelöster Neubestellungen war ebenso zu erwarten. Mit dem Teilbetrieb in Steglitz (Breitenbachplatz / Bahnhof Steglitz bis Teltowkanal) wären insgesamt 16 Wagen benötigt und rund 60 Kilometer Fahrdraht für die 15,3 Kilometer aller drei Linien. Für die Zukunft wurde im Januar 1947 eine Ausweitung des Liniennetzes im Bereich Mahlsdorf-Süd / Friedrichsfelde (Linie D) beschlossen. Diese Pläne und Absichten konnten aufgrund starken Materialmangels nicht umgesetzt werden. Reifen, Stromnutzungsreglement durch die Alliierten und der benötigte Fahrdraht ermöglichten es nicht, den Obusbetrieb kurzfristig in Betrieb zu nehmen. Erst am 10. Mai 1948 wurde der Obusbetrieb auf der Linie A97 (S-Bahnhof Steglitz - Mariendorf, Kaiserstraße) in Betrieb genommen, wohl weil es sich um die Linie mit geringsten Wagen- und Fahrdrahtbedarf handelte. Die Blockade West-Berlins durch die Sowjetische Militärverwaltung (SMAD) vom 24.Juni 1948 bis 12. Mai 1949 verhindert die weitere Entwicklung des Obusbetriebes, die Versorgung der Bevölkerung steht im Mittelpunkt. Bedingt der Blockade wurde aus dem Umland kein Strom mhr nach Berlin geliefert, die in den Westsektoren bestehenden Kraftwerke konnten den Strombedarf nicht decken. Daher wurden jegliche verzichtbare Stromverzehrer in den Westsektoren durch Stromkürzungen (= Reglementierungen) der Betrieb verwehrt, so auch der Obusbetrieb. Die Linie A97 wurde ab 7. Juli 1948 wieder mit Omnibussen bedient. Nach Beendigung der Blockade West-Berlins konnte der Obusbetrieb wieder auf den Stand von 1944 gebacht werden. Die Mariendorfer Linie A97 konnte am 7. Juni 1949, die Marienfelder Linie A32 am 4. Juli 1949 und die Spandauer Linie A31 am 1. August 1949 wieder auf voller Länge elektrisch betrieben werden. Damit wurden wieder 20,8 Kilometer Obusnetz betrieben Als Wagenhalle der Spandauer Linie diente eine angemietete Halle am Brunsbüttler Damm. Die Steglitzer Wagen konnten wieder auf den Straßenbahnhof Steglitz (Hindenburgdamm) die Halle für den Obusbereich beziehen. 1951 wurde die Linienbezeichnung A97 in A33 umgetauft, an der Linienführung änderte sich jedoch nichts. Ausschnitt aus Liniennetz der BVG-Ost 1951 mit der umgetauften Linie 33 Am 15. Dezember 1952 musste die elektrische Buslinie A31 teilweise mit Omnibussen befahren werden, da die ostdeutsche Grenzpolizei auf das Grenzrecht beharrte. Die Fahrbahnmitte des Nennhauser Dammes bildete die Grenze zwischen Staaken -Ost (Westberlin) und Staaken-West (verwaltet von Ostberlin). So konnte nur die Fahrleitung der West-Berliner Fahrbahnhälfte benutzt werden. Die Obuslinie A31 wurde nun nur noch vom Bahnhof Spandau bis zum Brunsbüttler Damm (Wagenhalle) befahren, die Weiterfahrt erfolgte mit einem Omnibus über den Magistratsweg bis Hackbuschstraße. Die Errichtung einer elektrischen Umleitungsstrecke über Magistratsweg wurde aus Kostengründen verworfen. Am 18.12.1952 wurde der Betrieb auf der Obuslinie A31 endgültig eingestellt. Neue Linienführung mit Omnibussen ab 1953 über Magitratsweg der Linie A31, da die rechte Fahrspur des Nennhauser Dammes aus Richtung Bahnhof Staaken auf ostzonalen Gebiet lag. Damit endete im Dezember die Spandauer Obusgeschichte nach nur 19 Jahren. Die Spandauer Fahrzeuge wurden dem Steglitzer Betriebshof übergeben. Ab 1953 wurde der A31 mit Omnibussen von Hackbuschstraße bis Heidebergplan velängert, die Gartenstadt Staaken hatte so wieder einen Busanschluß. Am 1. August 1951 wurde die erste Obuslinie in Berlin (Ost) in Betrieb genommen (Linie O 40 Ostbahnhof - Robert-Koch-Platz). Aus dem Linienplan West: Linie Obus 40 vom Robert-Koch-Platz zum Ostbahnhof In den Jahren 1953/1954 konnte die Linie O 30 “Ostring” aufgebaut werden. Am 1.11.1956 wurde der Betrieb auf zwei neuen Obuslinien O 37, Bahnhof Lichtenberg - Bürknersfelde und Linie O 41 Dimitroffstraße/ Leninallee - Bürknersfelde bei der BVG-Ost eingerichtet. Nach einem Jahr Bauzeit wurde die zweispurige und gewichtsnachspannende Oberleitungsstrecke fertiggestellt. Aus dem Liniennetzplan West 1961: Obuslinie 30 (Ostring: Bhf. Lichtenberg - Eldenaer Str. - Greifswalder Str. - Alexanderplatz - Singerstr. - Grünberger Str. - Marktstr. - Nöldnerstr. - Weitlingstr. - Bhf. Lichtenberg ). Die Linie O 41, die ab 1960 mit der 037 zusammengelegt wurde Ab dem August 1960 wurde die Linie O 41 mit der O 37 zusammengefasst, die in ähnlicher Form auch im Nachtverkehr angeboten wurde. Zu den Linienänderungen siehe unter “Strecken”. Triebwagen 1548 mit Beiwagen im Ostberliner Streckennetz, etwa 1965 In Westberlin wurde etwa 1957 der Senatsbeschluß zur Aufgabe des Straßenbahn- und Obusbetriebes gegeben. Eine weitere Entwicklung des Obusbetriebes galt es nicht zu fördern, die Linienlänge betrug 1960 von einst 14,2 Kilometern nur noch 9,4 Km. Die Linie 33 wurde 1961 auf Omnibus umgestellt, damit die Linie 32 bei steigenden Fahrgastzahlen rein mit allen verfügbaren Obuswagen unter Nutzung einer Fahrdrahtstrecke betrieben werden konnte. Der Obus Wagenpark wurde 1964 von 26 auf 19 Wagen vermindert. Damit zeichnete sich das Ende des Drahtbusses ab. Am 22.3.1965 wurde die letzte Obuslinie in Berlin (West), die Linie A32, von Breitenbachplatz nach Bahnhof Marienfelde endgültig auf Dieselbetrieb umgestellt. Der Berliner Tagesspiegel schreibt zur Einstellung des letzten Obusbetriebes in Berlin (West) in der Ausgabe vom 21. März 1965 auf Seite 15:
Zum Jahreswechsel 1972/73 wird auch der Obusbetrieb in Berlin (Ost) plötzlich binnnen 2 Monaten eingestellt. Die Linie O 40 macht den Anfang und wird ab 1.12.1972 mit Omnibussen bedient, im Januar folgt der O 30 und der O 37 wird ab 1.2.1973 von Omnibussen bedient. Damit endet das Obuszeitalter in Berlin, welches rund 90 Jahre vorher hier begann. Das Transportmittel hatte in anderen Städten Europas mehr Erfolg, beispielsweise in Ungarn, Österreich oder der Schweiz. In Berlin gibt es keine Überlegungen oder Modelle mit diesem umweltfreundlichen System einen Neustart zu beginnen. Im Berliner Umland gibt es seit 1901 in Eberswalde einen Obusbetrieb, das nahegelegene Potsdam betrieb von 1949 bis 1995 den Drahtbus im Ortsteil Babelsberg. Quellen und weiterführende Literatur:
Text und Zusammenstellung: Jurziczek, 9/2004, refresh 8/2010 |
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