Am 12.6.2011 fanden die alljährlichen Traditionsfahrten mit den Autobus- Oldtimern, veranstaltet durch die Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus (ATB) statt. Diesmal ausgewählt der Berliner Ortsteil Wannsee. Die damaligen Linienführungen können anhand der BVG- Liniennetze vergangener Jahre betrachtet werden (siehe BVS
Online-Archiv, Textarchiv Omnibus).
Entwicklung des Autobusverkehrs im Ortsteil Wannsee
Die BVG übernahm von der ABOAG unverändert den zum Vororttarif zählenden Autobusverkehr. Ein kleiner
Autobusbetriebshof an der Königsstrasse erlaubte kurze Fahrzeiten. Mit der zunehmenden Besiedelung der Ortsteile Wannsee
, Nikolassee und Schlachtensee bedurfte es zunehmend mehr Omnibusverkehr. Die Hauptaufgabe bestand die Herstellung von Verbindungen zu den Bahnhöfen Wannsee, Zehlendorf-West (später Lindenthaler Allee, heute Mexikoplatz) und Zehlendorf
, ab 1931 auch die Anbindung der U-Bahnhöfe Krumme Lanke bis Thielplatz. An den Sonn- und Feiertagen waren die Linien
besonders gut ausgelastet, die BVG reagierte mit Sonderlinien teilweise direkt aus dem Berliner Stadtzentrum zu den Ausflugsorten am Wannsee, der Pfaueninsel und dem Düppeler Forst. Zum Ausflugsverkehr siehe die Sonderseite
“Ausflugsverkehr bei der BVG”.
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Die Benutzung der Linien im Vorortverkehr erforderte bis 1945 der Entrichtung eines Sondertarifes (Vororttarif), der ungefähr
15 Pfennig höher als der Stadttarif lag, jedoch gegenüber dem -Sonderverkehr eine Umsteigeberechtigung bot. Die
Schaffner der Linien mit Berührung zu den Bahnhöfen der Vorortbahn verkauften auch Übergangsfahrscheine. Mehr zum Tarifwesen bei den Berliner Verkehrsseiten im BVS- Online Archiv “Tarifwesen”.
Im “BVS Online Archiv” finden Sie eine umfangreiche Fahrschein- Sammlung und Darstellung der Tarifentwicklung (ab 1929).
Ein Linien- Netzplanausschnitt (BVG) aus dem Jahr 1936 mit dem Omnibusangebot in der Region Wannsee / Teltow /
Zehlendorf. Nicht dargestellt das Angebot der privaten Busbetriebe (Stahnsdorf Express, siehe dazu 2-teiliger Artikel in Berliner Verkehrsblätter, Heft Juli und August 1989).
Linienkarte 1937 (Vorortverkehr Berlin), BVS Online-Archiv, Signatur O_004
Die Strassenbahnlinie 96 wurde bereits von der BVG aus Berlin betrieben und verkehrte von Berlin durch die Kreisstadt Teltow bis nach Stahnsdorf zur
Gemeindegrenze Kleinmachnow (Schleuse), wo heute der letzte Wagen der Linie museal aufgestellt wurde.
Das jährlich stattfindende Schleusenfest lädt an einem Wochenende im Juni zur
Besichtigung der Straßenbahn, der Schleuse, der Teltow-Werft umgeben von einem kleinem Volksfest ein. Erreichbar auf den historischen Linienführungen A33 (heute Linie 622 der HVG) und dem Vorortbus M (heute HVG-Buslinie 623) oder dem Bus
620 ab Bahnhof Wannsee über den einstigen Grenzkontrollpunkt Drewitz (auf der Route der einstigen Linie E 504 bzw. Linie 99 von 1972 bis 1992).
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Verkehrsangebot der BVG-West zum Oktober 1961. Nach 1945 entwickelte sich der Omnibusverkehr in der Region weiter, auch der BVG-Ausflugsverkehr nimmt eine immer größere Rolle ein. Alle Linien verkehren nun zum Stadttarif (außer der -
Linien). Die politischen Auseinandersetzungen zwischen Ost und West tragen dazu bei, die unter Ostberliner Verwaltung stehende Stadtbahn (S-Bahn) zu boykottieren. Bereits seit 1949 aber sanken die Fahrgastzahlen in Westberlin, nach dem
Mauerbau im August 1961 nochmals drastisch. Der Westberliner Senat beauftragte die BVG-West mit der Schaffung von Ersatzleistungen parallel zu den S-Bahnstrecken. Die Schnellbuslinie A66 verband ab dem 7.9.1961 den Ortsteil Wannsee mit
der Westberliner Innenstadt (Bahnhof Zoo) über die Autobahn (AVUS). Trotz deutlich längerer Fahrzeit und höherem Fahrpreis gegenüber der von der Reichsbahn betriebenen S-Bahn wurde der BVG-Bus gut angenommen.
Busverkehr der 60er Jahre vor dem Rathaus Wannsee
Seit 1945 wird die Personenfähre (heute Linie F 10) zwischen Anlegestelle Bahnhof Wannsee und Kladow zum BVG-Stadttarif
(heute VBB-Verbundtarif) betrieben.
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Der Netzplan aus dem Jahr 1978 (Winter) zeigt die seit 1972 eingerichtete Linie E (504) bzw. ab Mai 1988 Linie 99 zwischen dem Bahnhof Wannsee (Westberlin) und der Autobahnabfahrt Potsdam-Drewitz, wo versteckt in der Abfahrt (heute “Rasthof Parforceheide”) eine Haltestelle mit Anschluss an den Potsdamer Stadtverkehr bestand. Die Busverbindung zwischen
Westberlin und der DDR (Bezirk Potsdam) ermöglichte Besuchern aus Westberlin oder Potsdam ohne Umweg über Ostberlin
die Einreise. Diese Linie verkehrte zum Stadttarif, obwohl sie über das Berliner Stadtgebiet hinaus verkehrte. Die bis 1972
ohne Strassenverbindung bestehende Enklave Steinstücken war durch einen Gebietsaustausch ohne Grenzkontrolle von
Westberlin aus erreichbar. Die BVG verlängerte auch sogleich die Autobuslinie 18 bis in dieses Wohngebiet, umgeben von Potsdamer Stadtgebiet, ein. Ab 1977 wird in den Sommerferien auf den -Linien der -Tarif eingeführt. Siehe dazu Informationsmaterial aus dem BVS Online-Archiv, Signaturen O_005 und O_006.
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Linienkarte Oktober 1989: Das mittlerweile ganzjährige - Linienangebot (Ringlinie Bhf. Wannsee - Moorlake - Pfaueninsel - Bhf. Wannsee) und die Linie nach Heckeshorn nennt sich seit Mai 1988 Linie 67 und verkehrt als Ringlinie. Die seit 1972
bestehende Verbindung Bhf. Wannsee - Drewitz nennt sich nun Linie 99 und ist weiterhin in den Stadttarif der BVG eingebunden. Die Linie 66 verkehrt nur noch zwischen Bhf. Wannsee und der Pfaueninsel.
Grenzübergangstelle Drewitz (Autobahn), Sommer 1990
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Mit der politischen Wende im Herbst 1989 wurden schnell neue Verkehrsverbindungen geschaffen. Die bestehende
Autobuslinie 99 wurde von der Autobahnabfahrt Drewitz in das Potsdamer Stadtgebiet verlängert, ebenso die Linie 6 über die Glienicker Brücke hinaus in das Potsdamer Stadtzentrum geführt.
Zusätzliche Grenzübergangsstellen wurden bis zur Aufhebung der Grenzkontrollen (Juli 1990) eingerichtet, die dann auch von der BVG befahren wurden.
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Neue (oder eigentlich alte) Busverbindungen wurden zwischen Zehlendorf und der angrenzenden Gemeinden Teltow /
Kleinmachnow / Stahnsdorf eingerichtet. Heute ist das Busnetz zwischen der kreiseigenen (Potsdam-Mittelmark)
Havelbusgesellschaft (HVG) und der BVG in diesem Bereich Wannsee / Teltow gut vernetzt. Zunehmende Bevölkerungszahlen
der Gemeinden erfordern jedoch weitere Verkehrsverbindungen Richtung Berlin und Potsdam. Es wird seit Jahren ergebnislos
über eine Straßenbahnverbindung Teltow / Potsdam diskutiert, ebenso der Erweiterung des S-Bahnnetzes Stahnsdorf / Düppel / Dreilinden viel versprochen aber wenig getan.
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Linie 620 der Havelbus (HVG) verkehrt wie der einstige “Drewitzer-Bus” bis zur ehemaligen Grenzübergangsstelle Drewitz (heute Gewerbepark
“Europarc”) auf der Autobahn A115 und fährt weiter durch die Gemeinde Kleinmachnow, Stahnsdorf zum S-Bahnhof Teltow. Wann der seit bald 80
Jahren geplante Lückenschluß zwischen den S-Bahnhöfen Wannsee und Teltow-Stadt erfolgt, steht in den Sternen
Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone, 11.6.2011
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