1995 entwickelte die BVG einen neuen Fahrzeugtyp. Der Prototyp (Wagen 3000) wurde 1995 ausgeliefert und führt die BVG-interne Bezeichnung DN94 (Doppeldecker Niederflur 1994). Die Fahrzeugherstellerbezeichnung lautet MAN ND202. Der Hersteller des Aufbaus ist die ABB Henschel AG,
das Fahrgestell MAN. Der Prototyp hat eine Gesamthöhe von 4,06 Meter, die folgende Serienlieferung DN95 bietet 4,12 Meter. Hier bestand im Hinblick auf die freizügige Einsatzfähigkeit auf einigen Doppeldeckerlinien eine
Einschränkung. Seit den Dreißiger Jahren gelangten in Berliner Doppeldeckerfahrzeuge mit einer Fahrzeughöhe von max. 4,06 Meter, um mit den Fahrzeugen ungehindert unter den Brücken der Stadt hindurch zu fahren.
Bei einer Höhe von 4,12 m gibt es zahlreiche Einschränkungen und Durchfahrverbote. Der Einsatz dieses Fahrzeuge ist schon heute auf wenige Linien beschränkt. Allerdings ist dies nicht die höchste Bauart, die in Berlin fuhr.
Schon 1925 gab es einen NAG mit einer Gesamthöhe (belastet!) von 4,26 Meter! Allerdings gab es davon auch nur eine kleine Stückzahl und verkehrten nur auf wenigen Linien. Diese Bauart hier wurde erstmal in der neuen Lackierung
(sonnengelb) ausgeliefert. Die Bauart bietet 3 Türen, wie schon die damaligen Wagen DS/DF.
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Zur Konstruktion: Der Aufbau steht auf einem Fahrgestell des Fahrzeugherstellers MAN. Die Bodengruppe ist sehr ähnlich mit
der der derzeitigen Eindecker- Fahrzeugen der Firma MAN. Die Karosserie ist eine geschraubte und genietete Aluminium-
Konstruktion. Fast der gesamte Aufbau besteht aus Leichtmetall, die Frontpartie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Das
Fahrwerk stammt aus der laufenden MAN-Produktion für Eindecker. Der Motor (6-Zylinder Turbodiesel mit 6,9 Liter Hubraum)
hat eine Leistung von 220 PS und liegt im Heck teils unter dem Boden im Heck. In der Vordertür ist ein Hublift, in der Mitteltür
eine Rampe eingebaut. Die guten Erfahrungen mit 2 Treppen in den Fahrzeugen der letzten SD- und D-Serien sollen auch in diesen Fahrzeug einfließen. Die 2. Treppe ist jedoch wieder im Heck angeordnet, wie ursprünglich bei allen
Doppeldeckerfahrzeugen bis 1964, wie beispielsweise im zuletzt im D2U. Der erste Wagen fuhr am 05.05.1995 auf der Linie 100 (Wagen 3000).
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Die Lübecker Verkehrsgesellschaft (LVG) zeigte auch Interesse an der neuen Doppeldeckerserie und erprobte den
Musterwagen 3000. Zu einer Bestellung dieses Fahrzeugtyps kam es jedoch nicht, problematisch erwies sich hier auch die ungewöhnliche Höhe des Fahrzeuges.
Probeeinsatz des Berliner Doppeldeckers 3000 auf der Linie 37 nach Travemünde
Die einzige Lieferung der Bauart DN sollte auch die letzte sein, auch da die komplizierte Fahrzeughöhe eine stadtweiter
Verwendung ausschloss. Die BVG beabsichtigte in den Folgejahren zunächst, die Stückzahl der Doppeldecker in Berlin zu
verkleinern. Gründe dafür waren die etwas höheren Anschaffungspreise. So sollten ab 2008 nur noch etwa 400 Doppeldecker
durch die Stadt fahren (Touristenlinien wie 100, 200, 119, 219). Insgesamt wurden 87 Fahrzeuge ausgeliefert. Die Folgeserie,
der NEOMAN Lion´s City DD ist 2005 - 2010 in Serienfertigung gegangen und beherrscht mittlerweile das Stadtbild.
Diese Fahrzeugtype wurde bei der BVG bis Februar 2010 außer Dienst gestellt. Für private Anbieter von Stadtrundfahrten
stehen einige dieser ausrangierten Wagen noch im Dienst.
Quellen und weiterführende Literatur:
- Dokumente aus dem Redaktionsarchiv Berliner Verkehrsseiten
- Hinweise und Ergänzungen aus dem Redaktionskollektiv Berliner Verkehrsseiten: Christian Neuhaus
- Wagenparkbuch (BVG) mit Typenblättern (2007)
Text und Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone 2000, refresh 9/2010
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