U-Bahn Berlin |
Stellwerksbezirk Spittelmarkt |
Der Spittelmarkt besteht schon seit etwa 1750 im alten Berlin. Der Name leitete sich vom damaligen Gertrauden- Hospital ab. Die Berliner Untergrundbahn erreichte diesen Platz erst sehr viel später. 1908 wurde die Strecke von Potsdamer Platz zum Spittelmarkt verlängert und war bis 1913 Endpunkt der Tunnelbahn. “Spittelmarkt-Linie” wurde die Innenstadtlinie nun umgangssprachlich genannt. Später bezeichnete man sie als Linie A, heute fährt man mit der Linie U2 von Pankow nach Ruhleben unter dem Spittelmarkt hindurch.
Als Linienendpunkt für 5 Jahre war eine Kehranlage erforderlich, um die Züge nach Ankunft auf das gegenüberliegende Richtungsgleis zu fahren. Das Stellwerk dazu lieferte wie bisher üblich die Firma Siemens&Halske. Ein elektromechanisches Stellwerk mit Felderblock- Aufsatz zur Bedienung des Streckenblocks. Wie seit 1902 bei der Berliner Hoch- und Untergrundbahn üblich, wurden bis 1913 mit dem Felderblocksystem wie bei Vollbahnen (Preussische Eisenbahn) gearbeitet. Eine Gleisbesetzungstafel mit selbsttätiger Gleisfreimeldetechnik konnte die Firma Siemens bisher nicht liefern. Erstmalig wurden hier Nachrücksignale von der Firma Westinghouse eingerichtet (zweiteilige Bahnsteigisolierung), um die Zugfolge zu verdichten. Eine dreiteilige Isolierung des Bahnsteiggleises wurde im Untergrundbahnhof Potsdamer Platz installiert.
Bedienungstafel Bahnhof Spittelmarkt ab 1913, mit freundlicher Unterstützung vom U-Bahnmuseum Berlin Nachrücksignale im Bahnhof Spittelmarkt zur Taktverdichtung vor den Haltestellen. Im Gleis die Drosseln (Isolationsabschnittsgrenzen) verzeichnet. Die für die 1913 vorgesehene Streckenerweiterung herangezogene englische Firma Westinghouse Power Signal Co. Ltd. richtete die neue Strecke vom Spittelmarkt bis zum Hochbahnhof Nordring (heute Schönhauser Allee) mit einer selbsttätigen Signalanlage aus. Die Firma Westinghouse hatte bereits Erfahrungen mit automatischen Signal- Systemen bei der Londoner U-Bahn gesammelt.
Hebelwerk Stellwerk Spittelmarkt ab 1913, Fa. Westinghouse.
Mit der selbsttätigen Gleisfreimeldeanlage ist der selbsttätige Fahrbetrieb auf den Signalstrecken ohne dazwischen liegenden Weichen möglich. Mit dem halbselbsttätigen Signalbetrieb kann ein automatischer Signalbetrieb wahlweise im Stellwerksbezirk eingeschaltet werden. Siemens durfte auf der ebenfalls 1913 eröffneten Strecke Wittenbergplatz - Uhlandstraße und Wittenbergplatz - Thielplatz ihre bisher nicht zur Anwendung gekommene eigene selbsttätige Signalschaltung präsentieren Nachdem dieses selbsttätige Verfahren (heute auch Selbstblock-Signalsystem genannt) erheblich zuverlässiger ablief und vor allem eine dichtere Zugfolge erlaubte, wurde in den Jahren 1914/15 diese Signaltechnik nach Bauart Westinghouse bis zum Leipziger Platz erweitert (ab 1916 bis Nollendorfplatz). Lesen Sie über das automatische Signalsystem hier weiter.
Gleissituation 1923: Die Spittelmarktlinie wurde über den Alexanderplatz bis auf die Hochbahn in der Schönhauser Allee verlängert (1913) und die Nordsüd-Bahn (Linie C) von Seestraße bis zum Halleschen Tor eröffnet. Das Westinghouse-Stellwerk blieb nach einigen Umbauten / Anpassungen durch die Firma Siemens (1928) vermutlich noch bis 1934 in Betrieb. Siemens übernahm wieder die 100% technische Ausstattung der Zugsicherung bei der Berliner U-Bahn. 1985 erfolgte die Abschaltung des elektromechanischen Einreihen-Hebelstellwerks von Siemens aus dem Jahr 1934. Die Aufgaben wurden nun vom Regionalstellwerk Alexanderplatz (Bauform WSSB GSII Sp64 c) übernommen. Quellen:
Text und Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone, BVS 4/2010 |
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