U-Bahn Berlin |
Stellwerksbezirk Betriebswerkstatt Seestraße |
1923 wurde die Betriebswerkstatt Seestraße zur Unterhaltung der Fahrzeuge auf der zeitgleich eröffneten Nordsüdbahn errichtet worden. Der Name lautete zunächst “Werkstatt Nordsüdbahn” und trug die Abkürzung Wns. Die Werkstatt befindet sich an der Oberfläche und war von 1923 - 2010 über einen zweigleisigen Tunnel mit der im Untergrund verlaufenden Strecke C verbunden. Die Werkstatt Nordsüd war bis 1930 die einzige Werkstatt im Großprofilnetz, von der provisorischen Werkstatt in der Kehranlage Boddinstraße und Hermannplatz für die GN-Bahn mal abgesehen. Der Stellwerksturm auf dem Gelände der Betriebswerkstatt Seestraße Für die Rangierbewegungen innerhalb des Werkstattgeländes waren keine festgelegten Fahrstraßen vorhanden, auch gab es keine Gleisfreimeldeanlage. Der gesamte Weichenbereich war vom Stellwerksturm frei einsehbar. Die Zustimmung für die Rangierfahren wurde nach der Einstellung des Fahrweges über ein Zahlenfeld unter dem Dach des Stellwerks angezeigt. Zur Bedienung der beiden Zahlenfelder waren anfänglich beidseitig der Hebelbank große Schaltkästen aufgebaut, die Zahlen mittels eines Drehrades eingestellt. Die Zahl entsprach der Nummer des Zielgleises der Rangierfahrt. Diese Zahlensignale unter dem Dachgiebel waren bis 1976 in Betrieb gewesen.
Die Hebelbank Stellwerk Betriebsbahnhof. Der Tunnelbahnhof ist hier auf der Fahrschautafel dargestellt, jedoch bedient wird der Bereich vom Stellwerk am Bahnsteigende. Seitlich die Handräder zur Bedienung der beiden Zahlenfelder am Stellwerk (über dem Stellwerk) Fahrten aus dem Tunnelbahnhof erfolgten mittels eine blockelektrischen Festlegung. Über eine Schließtaste in der Wagenhalle wurde die Betriebsfahrt vom Tunnelbahnhof in die Werkstatt blockelektrisch für das Tunnelstellwerk beendet.
Nördlicher Endpunkt der Nordsüdbahn (Strecke C, heute befahren von der Linie U6) im Zustand 1923 Über die Jahre gab es immer wieder Umbauten der Gleisanlagen. Die Wagenhalle wurde erweitert und Nebengleise für die Bahnmeisterei geschaffen. Im Krieg sind die Wagenhallen zerstört worden, das Stellwerk jedoch blieb weitestgehend unbeschadet. 1946 begann der Wiederaufbau der Anlage.
Übersicht über die Gleisanlagen der Betriebswerkstatt Nordsüd. Schwarze Linien stellen die Gleise dar, die blauen Markierungen die Stromschiene mit ihren Trennschaltern.
Stellwerksturm mit den zerstörten Hallen im Hintergrund (1946), unter dem Giebel das Zahlenfeld aus einzelnen Glühlampen gebildet
Übersichtsplan der Betriebs- und Hauptwerkstatt Seestraße im Stand 1960
Eine genaue Erklärung gibt es zu dieser Freimeldetafel noch nicht. Vermutlich gehört diese Tafel zur Anpassung an den Stellwerksbereich im Untergrundbahnhof 1957 - 1978. Die Tafel ist heute im Berliner U-Bahn-Museum zu sehen (Stellwerkskabinett nur auf Anfrage mit kleinen Gruppen begehbar). Ebenfalls im U-Bahn Museum zu sehen die Auflösetasten für die Fahrstraßen v/n Tunnelbahnhof (blockelektrische Festlegung)
Der Stellwerksneubau ab 1972 aufgebaut, 14.2.1978 in Betrieb (für den Bereich Betriebswerkstatt Seestraße)
Blick vom Regionalstellwerk See auf die Betriebswerkstatt. Ganz links die beiden Zufahrtgleise für die Hauptwerkstatt
Spurplantisch 2 Betriebswerkstatt Seestraße: oben Zustand etwa 1980, unten 2010 zur Ausserbetriebnahme
Aufnahme von Mai 2011: Stellwerk ist ausser Betrieb jedoch läuft die Stromversorgung der EOW Anlage noch über diesen Anlagenteil
Ausschnitt Bedientisch: Die Wagendrehscheibe in der Betriebswerkstatt Seestraße
Die Verschiebelok 4059 in der Betriebswerkstatt
Ab 2000 wurde das angrenzende Gelände durch ein Einkaufscenter bebaut und dabei ein Teil der Freianlage überbaut. Der Stellwerkstum ist nun halb eingebaut, der uneingeschränkte Blick über die Anlage nicht mehr gegeben. Vom Parkdeck oben auf dem Center kann man sich einen guten Überblick über die Betriebsanlage machen.
Die Rampe zum Tunnelbahnhof. Während der Bauarbeiten zur Überbauung kam es zu einem Einsturz einer Zwischendecke (2000)
Blick in die Halle der Hauptwerkstatt Seestraße (2008). Seit 2006 ist die Betriebswerkstatt See aufgegeben worden und wird nun komplett als Hauptwerkstatt für den gesamten Wagenpark der Berliner U-Bahn genutzt. Dafür wurde die Hauptwerkstatt Grunewald für das Kleinprofil aufgegeben. Die Kleinprofilfahrzeuge werden nun aus dem Kleinprofilnetz zur Hauptwerkstatt See mit Überführungszügen geschleppt.
Tag der offenen Tür (2008) in der Hauptwerkstatt See. Noch stehen die Lichtsignale an den Hallengleisen
Der Abzweig vom Tunnelbahnhof zur Betriebswerkstatt an der Oberfläche war bis 2/2010 zweigleisig ausgeführt. Das Gleis rechts zur Betriebswerkstatt ist seit Ende 2009 außer Betrieb genommen, die Weiche in Folge der Arbeiten ausgebaut worden. Zum Jahresende 2009 wurde das Stellwerk für die Hauptwerkstatt Seestraße abgeschaltet. Die Rangierbewegungen werden nun manuell durch den Rangierer mittels einer elektrisch ortsbedienten Weichenanlage (EOW HwSee) eingestellt. Dabei darf sich nun nur noch eine Fahrt im Gleisfeld bewegen. Die Lage der einzelnen Weichen wird nun dem Rangierpersonal mittels dieser Weichensignale angezeigt Die Fahrwege werden über eine Funkfernbedienung oder der Bedientafel zwischen Gleis 20/21 vom Rangierer eingestellt. Eingabegerät zur Einstellung der Rangierfahrstraßen am Hallengleis 20/21 (Dialog über Monitor) Gleichzeitig ist das einstige Zuführungsgleis zur Werkstatt außer Betrieb genommen worden und die betreffenden Weichen im Jahr 2010 abgebaut worden. Die Anbindung der Werkstatt erfolgt nun nur noch eingleisig.
Das bisherige Zuführungsgleis vom Tunnelbahnhof zur Betriebswerkstatt: Von der Gleisanlage des Tunnelbahnhofes abgeschnitten und wird als Abstellgleis vom Bahndienst verwendet. Das einstige Gleis von der Betriebswerkstatt (7) ist nun die eingleisige Verbindung zum Untergrundbahnhof und wird in beiden Richtungen befahren. Gleis 7 bildet damit eine Wagenübergabestelle. Dem Zugpersonal wird der Beginn und das Ende der Zugsicherung übe die Signaltafeln So1 (Anfang der Zugsicherung) und So2 (Ende der Zugsicherung) in der Wagenübergabestelle (Gleis 7) angezeigt.
Signaltafel So1 und So2 Die Überführung von Fahrzeugen zur Werkstatt erfolgt nun in Absprache.
Im April-Juni 2011 erfolgte ein nochmaliger Gleisumbau. Weitere Hallengleiszufahrten sind entbehrlich geworden
Für das Prüfgleis 31 und an einem Arbeitsstand auf Gleis 22 der ehemaligen Bw kann nunmehr Fahrstrom mit Kleinprofil- Polarität (+750V) zugeschaltet werden. Hier die erste Probefahrt des ersten hauptuntersuchten Hk-Zuges in der Hauptwerkstatt Seestraße (5/2012). Auf der Abbildung oben noch geschoben nach Gleis 31 von der Verschiebelok 4059.
Kleinprofilzüge mit Großprofilstromabnehmer sind seit den ersten Tagen der Werkstat Seestraße mit den von der Hochbahn übernommenen AI (1923 - 1927), über die A1K auf der Linie E (1946 - 1963) bis zum GI/1-Schleppzug (bis 2008) nichts Neues . Aber ein seltener Anblick, gerade bei modernen Fahrzeugen. Quellen:
Text und Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone, BVS 7/2003, überarbeitet: 3/2010, Ergänzungen: 5/2011 |
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