Da diese Webseite sich mit dem Schwerpunkt Berlin befasst, und mit diesem Thema schon sehr umfangreich gestaltet ist, wollen wir den Punkt Potsdam nur
kurz anschneiden. Für eine Informationsseite über den Stadtverkehr Potsdam hat sich leider noch kein Webmaster gefunden, diese Geschichte ins Web zu stellen.
Die Stadt Potsdam erarbeitete die Pläne für einen Obusbetrieb bereits 1941. Erste Fahrleitungsmasten wurden schon 1944 in der Priesterstraße aufgestellt.
Auch Potsdam erhielt 2 Alfa-Romeo, allerdings nur 2 Fahrgestelle. Die Aufbauten wurden aufgrund der Kriegshandlungen nicht mehr fertig gestellt. 1948 endeten jegliche Vorbereitungen für den Obusbetrieb durch die
Siemens-Schuckert-Werke aufgrund der schlechten Beziehungen zwischen Ost und West. Am 1. Oktober 1949 wurden die ersten 5,8 Kilometer in Betrieb genommen.
Ausschnitt aus Linienkarte Verkehrskombinat Potsdam 1989, Linie A und B wurden seit 1971 von Obussen befahren. Die Linie
C nach Drewitz-Ort wurde am 11.10.1971 eingestellt. (Karte: Dank an J. Frosch)
Anfangs kamen die DDR-eigenen LOWA-Obusse zum Einsatz, ab 1958 die Škoda 8Tr, ab 1962 auch die 9Tr. Zu beobachten
waren ebenso Ikarus 280T und die Škoda 14Tr. Nach der politischen Wende 1989 konnten auch Daimler/AEG O405 GTD und ein MAN/Kiepe SL172HOM12 beobachtet werden.
Škoda 9Tr Wagen 37 (Baujahr 1968) am Rathaus Babelsberg Foto: Jentzsch, 1978
Škoda 9Tr Wagen 23 (Baujahr 1969) Bahnübergang Bahnhof Drewitz mit Festtags-Beflaggung. Foto: Jentzsch, 7.10.1977
Škoda 9Tr Wagen 26 (Baujahr 1969). Foto: Jentzsch, 1978
Škoda 9Tr Wagen 36 (Baujahr 1968) abgebügelt wegen eines technischen Defektes Foto: Jentzsch, 1978
Škoda 9Tr Wagen 36 (Baujahr 1968) Bahnhof Babelsberg. Der Wagen ist schadhaft, die Fahrgäste warten diszipliniert auf
den folgenden Wagen. Foto: Jentzsch, 1978
Škoda 9Tr Wagen 36 (Baujahr 1968) Bahnhof Babelsberg. Abgebügelt wartet der Fahrer auf technische Hilfe Foto: Jentzsch, 1978
Škoda 9Tr Foto: Jentzsch, 7.10.1977
Škoda 9Tr Wagen 26 (Baujahr 1969). Foto: Jentzsch, 7.10.1977
Škoda 9Tr Wagen 26 (Baujahr 1969). Foto: Jentzsch, 1978
Fahrleitungskreuzung Rathaus Babelsberg Straßenbahn / Obus in Potsdam (isoliert für die Straßenbahn) Foto: Jentzsch, 1978
Potsdam, 1990, Škoda 14Tr in Babelsberg-Nord
Bis 1961 gab es zwischen dem Steglitzer Obusbetriebshof und den Stadtwerken Potsdam gute Beziehungen ausserhalb des
offiziellen Protokolls. Die Berliner halfen häufig mit Ersatzteilen, speziell der Stromversorgung und Fahrleitung aus. Zeitzeugen
berichten, dass die Inbetriebnahme des Potsdamer Obusbetriebes 1949 ohne die Hilfe der Steglitzer nicht möglich gewesen
wäre. Die Mitarbeiter arbeiteten ohne Wissen der oberen Stellen sehr eng zusammen. Die ahnungslosen Funktionäre der SED feierten die Inbetriebnahme des Obus als weitere Errungenschaft des Sozialismus.
Ausbaupläne bis nach Teltow scheiterten an der Planwirtschaft des Sozialismus. Die Potsdamer Obusgeschichte ist
durchzogen von ständigem Fahrzeug- und Materialmangel. In den 80er Jahren überwog der Einsatz von Diesel-Omnibussen auf dem Obuslinien.
Bereits 1992 stellte der Verkehrsentwicklungsplan Potsdam die “Unzweckmäßigkeit des Obusbetriebes” fest. Am 22. Januar
1995 wurde der elektrische Busbetrieb eingestellt, da die Infrastruktur marode war (Fahrleitung, Stromversorgung) und die
DEKRA die Škoda 14Tr aufgrund Karrosseriemängel stilllegte. Die Stadtverwaltung Potsdam sah sich nicht im Stande, die von den Stadtwerken geforderten 150.000 DEM zur Sicherung des Betriebes bereitzustellen.
1995 endete die Obusgeschichte auch in Potsdam. Vorgeschobene Gründe (Keuzung mit der DB-Fernbahn am Bahnhof
Drewitz) seinen unüberwindbar (man hat sie jedoch seit 1993 überwinden können).
Quellen und Literaturhinweise:
- “Potsdamer Nahverkehr” von Machel / Günther, erschienen im GeraMond-Verlag, ISBN 3-932785-03-7
- Dank an Detlef Jentzsch für die historischen Bilder
- Dank an Heinz Glodschei aus Dessau für die Bilder
Text und Zusammenstellung: Jurziczek 2009
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