Die museale Fahrzeugsammlung der BVG |
Die BVG hatte ihre historische Museumssammlung ab etwa 1969 begonnen, im nicht mehr benötigten Hallentrakt 2 des Autobusbetriebshofes Britz (Gradestraße) aufzubauen. Waren die Fahrzeuge aus den verschiedenen Betriebsbereichen bisher auf den jeweiligen Betriebsstandorten (zumeist Werkstattbereiche) verteilt, war es hier möglich sie gesammelt aufzubewahren. Die Fahrzeuge sollten, so der Gedanke des Initiators Wolfgang von Linstow, hier sorgfältig aufbewahrt werden, damit sie von einem künftigen Verkehrsmuseum übernommen werden können.
Aufgebaut wurde das Museum vom BVG-Mitarbeiter W. von Linstow, der sich stets als Museumsdirektor verstand. Seine Arbeit zielte stets auf die Erhaltung der ausgewählten Vertreter von Fahrzeugbauarten und die Suche nach einem Träger für die Sammlung. In einem Zeitungsinterview mit der Berliner Morgenpost (erschienen am 9.1.1973) äußerte Herr von Linstow, gern würde er die historischen Kostbarkeiten aus Berlins Nahverkehrsgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ob die Oldtimer im Verkehrsmuseum oder in einem speziellen Berliner Museum zur Aufstellung kommen, sei ihm gleich. Niemals aber werde er als Hüter dieser Fahrzeuge zulassen, dass die Sammlung auseinander gerissen würde. Die Sammlung wurde nur selten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, da die BVG sich als Verkehrsbetrieb sah, und die alten Fahrzeuge nur aufbewahrte. Die Wagenhalle 2 in Britz hatte und sollte nie den Charakter einer endgültigen Sammlung erscheinen lassen, und wurde auch nie als Museum angesehen. Dennoch präsentierte man gelegentlich die Fahrzeugsammlung im Rahmen eines “Tag der Offenen Tür”, erstmalig am 7. März 1971 von 11 bis 15 Uhr. In diesen 4 Stunden besuchten rund 8000 interessierte Berliner und Berlinerinnen mit über 2000 Kindern die Wagenhallen in Berlin-Britz. sehen. Die historische Wagensammlung wurde in der seit Stilllegung des Straßenbahn- Betriebsteils nicht mehr verwendeten Wagenhalle 2 untergebracht. Die noch vorhandenen Aufstellgleise ermöglichten den Schienenfahrzeugen eine passende Aufstellmöglichkeit. Die Wagenhalle bot auf einer Länge von 171,55 Metern und 19 Meter Breite für 4 Reihen Platz. Auf Gleis 14 wurden die Omnibusse und Oberleitungsbusse aufgestellt, Gleis 13 stand den U-Bahnfahrzeugen zur Verfügung, auf den Gleisen 12 und 11 präsentierten sich die Straßenbahnfahrzeuge. Der Pferdeomnibus 357 stand am Hallenende quer. Die Omnibusse wurden bei Veranstaltungen in der benachbarten Halle präsentiert. Wagen 6211 in der Britzer Wagenhalle 2, Gleis 12 (Straßenbahngelenkwagen, Einrichtungswagen TG 29/38) Die Fahrzeugsammlung konnte bis 1993 in diesem Depot gelagert werden. Dem Museum für Verkehr und Technik (heute: Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, DTMB) gelang es bis heute nicht, eine passende Ausstellung aufzubauen. So wurde 1993 die Sammlung teilweise verkauft oder verschrottet. Die bei der Stiftung DTMB eingelagerten Fahrzeuge befinden sich in einem Holzschuppen an der Monumentenstraße auf engstem Raum. Dieses Depot wird stets an den Sonntagen im September der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hier stehen die wenigen Fahrzeuge dunkel im ungeheizten Schuppen dichter als in Britz aneinander gereiht. Ein Fotografieren der Fahrzeuge ist nur schwer möglich, dunkles Licht und die Vermischung der Fahrzeuggruppen stärken den Eindruck einer Rumpelkammer. Die Fahrzeuge warten hier auf ein Ende des Provisoriums, ein Ende ist nicht absehbar. Das Museum hat seine Schwerpunkte auf die Luftfahrt und Eisenbahn verlagert, die Nahverkehrssammlung macht einen stiefkindlichen Eindruck. Zwischenstation einer Sammlung: Depot des DTMB, 2003
Foto links: Tag der offenen Tür auf dem Betriebshof Britz, 1985 (75 Jahre Betriebshof B): Zum Jubiläum des Betriebshofes und Tagen der offenen Tür wurde die Museumssammlung den Besuchern zugänglich gemacht. Im Hintergrund: der Hallentrakt mit der damaligen Museumssammlung. Rundfahrten mit dem RK-Nachbau, Wagen 1368
Kein Vergleich zum London-Transport-Museum oder dem Tramwaymuseum in Wien , die auch ihre Sammlung durch einen umfangreichen Internetauftritt würdigen. Durch die Aufteilung und Aufgabe einer Fahrzeuge der Fahrzeugsammlung wird es unmöglich, ein geschlossenes Bild der Berliner Nahverkehrsgeschichte zu zeigen. Auch werden keine weiteren Museumsfahrzeuge in die DTMB-Sammlung aufgenommen, so fehlt schon jetzt ein U-Bahnzug der Bauarten GI, A3, und D in der Sammlung. Die Nachkriegsgeschichte der Berliner S-Bahn sowie Ostberliner Fahrzeuge sucht der Betrachter auch vergebens. Die Bustype SD 200 gehörte 1974 bis 2003 zum Berliner Stadtbild jedoch nicht ein Fahrzeug dieser Bauart konnte das Museum einen Platz anbieten. Die Sammlung wurde seit 1993 nicht mehr ergänzt, die im DTMB verbliebene Sammlung blieb 1974 (Baujahr des jüngsten Fahrzeuges, dem Bustyp DE) stehen. Ein Magnetbahn- Fahrzeug steht ebenso in der Depothalle des DTMB, welches jedoch nie auf der Berliner M-Bahnstrecke am Gleisdreieck fuhr. Ein Berliner M-Bahn- Fahrzeug ist in Berlin nicht museal erhalten, obwohl es kostenlos seitens der Magnetbahn Berlin GmbH angeboten wurde (lediglich ein Wagen im Verkehrsmuseum Nürnberg, jedoch im schlechten Zustand weil im Aussengelände aufbewahrt). Es ist traurig anzusehen, wie viel die Berliner Nahverkehrs- Sammlung den Verantwortlichen wert ist. Wann eine richtige Ausstellungshalle für die Sammlung gefunden oder gebaut wird, ist noch heute unklar, das Zwischenlager Monumentenhalle scheint die Lösung auf Ewigkeit zu sein. Der originale RK-Wagen aus dem Jahr 1913. Drei Nachbauten fahren heute als Stadt-Rundfahrt-Busse durch Berlin. Der originale Wagen war hier von der Werkstatt Britz über die ganzen Jahre betriebsbereit gehalten, und drehte immer wieder aus eigene Kraft seine Runden auf dem Hofgelände. Das Deutsche Technikmuseum Berlin setzt andere Schwerpunkte, seitdem ist der Motor nicht mehr betriebsfähig. Auch dieser Doppeldecker wurde vom Werkstattpersonal in Zeiten schwacher Auftragslage stets betriebsbereit gehalten. Jahrzehntelange Technikliebe der Mitarbeiter ist mit der Übergabe an das Deutsche Technikmuseum Berlin zunichte gemacht worden Der Wunsch des Initiators der BVG-Fahrzeugsammlung konnte sich auch nach 40 Jahren nicht erfüllen lassen. Zwar war die Sammlung von ihm zusammengestellt worden, jedoch fand sich kein geeigneter Platz. Nun ist die Sammlung zerrissen, und das deutsche Technikmuseum Berlin zeigt wenig Interesse an der Grundidee eines Berliner Verkehrsmuseums. Eine stolze Sammlung, die es heute nicht mehr zusammenhängend zu betrachten gibt. Berlin hat kein Verkehrsmuseum für den Nahverkehr, obwohl der Nahverkehr hier in Berlin stets eine deutschlandweit einmalig hohe Bedeutung und Akzeptanz in der Bevölkerung hat. Besteht in der Öffentlichkeit kein Interesse an der Berliner Verkehrsgeschichte? Wünscht sich der Berliner kein Transportmuseum? Oder verhindert lediglich die Museumsleitung (DTMB) das seit Jahren gewünschte Verkehrsmuseum? Ing. grad. Wolfgang von Linstow verstarb mit 66 Jahren am 7. Juni 1979. 1993 wurde ein Teil der Fahrzeugsammlung im Depot des DTMB eingelagert und einige Fahrzeuge verschrottet oder aufgegeben. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer der Triebwagenhallen endet in absehbarer Zeit, die Zukunft der restlichen Fahrzeugsammlung ist ungewiss. Das Deutsche Technikmuseum ist zu keiner Stellungnahme bereit.
Oben: Zwischenlager Depot Monumentenhalle, 2003 / Historischer Straßenbahnbetriebshof Niederschönhausen (DVN) Depot des DTMB: Gibt es eine Zukunft für die Ausstellungsstücke in einer Dauerausstellung?
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