Linienverkehr der ABOAG
Den Omnibus- Linienverkehr in den Anfangsjahren zu dokumentieren ist eine sehr kleinteilige aber nicht unmögliche Aufgabe. Es gibt
tatsächlich einige wenige Fleißarbeiten von Verkehrshistorikern, die sich die Mühe machten anhand von Artikeln in Zeitungen oder Geschäftsberichten und Stadtführern abzugleichen. Die Redaktion hat sich dazu
entscheiden, nur vereinzelte Jahre aufzuzeigen, um die Entwicklung des Linienverkehrs aufzuzeigen. Wir werden entsprechend der Nachfrage (Zugriffszahlen, Feedback) mit einer Ausweitung reagieren.
Bisher sind diese drei bebilderten Zeitphasen erstellt, um die Entwicklung des ABOAG- Omnibusverkehrs in Berlin darzustellen:
Abbildung oben: Handzeichnung Liniennetz der ABOAG 1869 (angefertigt nach eigenen Recherchen von Dipl. Ing. Helmuth
Bombe, Verkehrshistoriker, 1961).
Die Linienentwicklung beim Omnibus veränderte sich mit der Erweiterung der Stadt in Einwohnerzahl und Eingemeindungen.
Dazu bescherten die anderen Verkehrssysteme Konkurrenz bei Preis und Reisegeschwindigkeit. In den Anfängen trug der
preiswerte Omnibus gegenüber den Droschken (= heute Taxi) die Hauptlast im Berliner Stadtverkehr. Der Ausbau des
Straßenbahnnetzes kostete dem Omnibus Verkehrsanteile. Auch die Eisenbahn übernahm immer mehr die innerstädtischen
Verkehrsaufgaben. Mit Beginn des Omnibusverkehrs in Berlin (1846) war es der Eisenbahn verboten ihre Bahnhofsanlagen in
der noch kleinen Stadt Berlin zu errichten. Daher wurden die Kopfbahnhöfe der nach Berlin zulaufenden Strecken vor der Stadtgrenze errichtet. Der städtische Nahverkehr (vorwiegend Omnibus) hatte die Aufgabe, die in Berlin nur umsteigenden
Reisenden zwischen den Bahnhöfen zu bewegen. Daher die auffällige Ausrichtung der Linien zu den Bahnhöfen der Stettiner
Bahn, Ostbahn, Görlitzer Bahn, Anhalter Bahn, Potsdamer Bahn am Potsdamer Platz und der Hamburger Bahn.
 |
Potsdamer Platz mit Potsdamer Bahnhof im Hintergrund (1904)
Um die nach Berlin Berlin zulaufenden Eisenbahnstrecken auch untereinander zu verbinden, wurde die Ringbahn errichtet. Mit
Ausweitung der Stadtgrenzen bis in die 20er Jahre gehörte die Ringbahn dann auch voll zum Berliner Stadtgebiet. Erst 1882
konnte die Stadtbahn in Ost-West- Richtung das Stadtgebiet erstmals befahren und bot mit ihren Stadtbahn- Haltestellen nun
auch eine schnelle und günstige Möglichkeit innerhalb von Berlin mit den Localbahnzügen zu fahren. Das senkte die Fahrgastanteile beim Omnibus und löste einen Preiskampf aus. “Für ´nen 6er mit dem Bus
” bedeutete für 5 Pfennig etwas länger unterwegs zu sein aber etwas Geld zu sparen. Die Straßenbahn verlangte dagegen einen Groschen (= 10 Pfennig). “Groschenbahn und 6er-Bus
” waren Bezeichnungen für die Berliner Verkehrsmittel. Mit dem Aufbau des Hoch- und Untergrundbahnnetzes verlor der Omnibus immer mehr an Bedeutung in der Innenstadt, wie man auch heute trotz
“Einheitsfahrpreis” deutlich erkennen kann. Der Bus gewinnt nur auf den Strecken ohne Konkurrenz zur Schiene. Auf der einst
bedeutungsvollsten Route entlang der Friedrichstraße hat der Omnibus seit Eröffnung der Nordsüdbahn (U-Bahnstrecke C, heute Linie U6) keine Bedeutung mehr.

Abbildung oben: Handzeichnung Liniennetz der ABOAG 1882 (Winterplan) (angefertigt nach eigenen Recherchen von Dipl.
Ing. Helmuth Bombe, Verkehrshistoriker, 1961)
Haltestellen: Der Pferdebus hat in Berlin im Gegensatz zur Straßenbahn nie Haltestelle gehabt. Kutscher und Schaffner
hatten nach dem Polizeireglement auf den Anruf Fahrlustiger zu achten und den Wagen sofort zum Halten zu bringen.
Andererseits war das Auf- und Abspringen während der Fahrt nicht verboten. Rüstige Männer und Knaben hielten es für eine
Ehrensache, im Fahren auf- und abzusteigen. Jahrelang waren in den Wagen Plakate des Tierschutzvereins angeschlagen,
in denen die verehrlichen Fahrgäste gebeten wurden, den Wagen so selten wie möglich anhalten zu lassen, besonders auf ansteigender Straße.
Jedes Wiederanziehen ist eine große Anstrengung für die Pferde. Der tierliebende Berliner beachtete oft diese Aufforderung.
 |
Eine gemeinsame Verkehrskarte der drei Verkehrsbetriebe für Omnibus, Straßenbahn und U-Bahn im letzten Jahr (1928) vor
der Fusion zu einer Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG). Diese Übersichtskarte sowie zahlreiche weitere Dokumente aus der
Berliner Verkehrsgeschichte liegen im Online-Archiv der Berliner Verkehrsseiten (B-V-S) aus (Textarchiv Omnibus, Signatur O_050)
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Wir empfehlen hier das Berliner Stadtplanarchiv von Mirko Tamkus um den damaligen Straßennamen und -führungen zu folgen:
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Quellen und weitere Literaturhinweise:
-
Festschrift zur 60-Jahrfeier der ABOAG (25. Juni 1928), herausgegeben von der ABOAG
-
Geschäftsberichte der ABOAG
-
Scherls Straßenführer durch Berlin (Lokal-Anzeiger), Ausgaben 1909 , 1919, 1925
-
Private Chronik zum Berliner Omnibusverkehr (Marinebaurat Dipl. Ing. Helmuth Bombe, Berlin 1961)
-
“100 Jahre Berliner Kraftomnibusse - Die ersten 40 Jahre” von Peter Müller-Mark (2005), Anmerkung der
Redaktion: Ein absolutes Standardwerk zum Thema ABOAG, Fahrzeugbau und Verkehrsentwicklung.
-
Berliner Verkehrsblätter, Serie “Linienchronik Omnibus 1904 bis 1945” in den Heften ab Mai 2011 folgend. Hier
können detailliert die Linienführungen recherchiert werden. www.verkehrsblaetter.de
Text und Zusammenstellung: M. Jurziczek, 4/2014
|