U-Bahn Berlin |
Der Profilmeßwagen Großprofil 4191 |
Bei allen Bahnen wird ein Lichtraum festgelegt. Das ist der Raum, den der Zug beansprucht. Der lichte Raum ist etwas größer als das tatsächliche Fahrzeugprofil (Fahrzeugbegrenzungslinie). Der lichte Raum darf durch nichts verstellt oder verbaut werden, er ist freizuhalten.
Aufgrund der festgelegten Angaben werden neue Züge, Strecken und Umbauten an bestehenden Anlagen vorgenommen. Nur durch diese Festlegung ist es gewährleistet, dass ein Zug nicht irgendwo gegen ein festes Hindernis (Signalmast, Laufstege, Pfeiler, Bahnsteigkanten, Gebäude, Kabelwege) stößt. Aufgrund der verschiedenen Profile bei der Berliner U-Bahn (U1, U2, U15, U4 = Kleinprofil; U5, U6, U7, U8, U9 = Großprofil) gibt es je einen Zug für ein Profilnetz. Zeichnung: Querschnitt durch einen Großprofil-Tunnel mit Lichtraumbegrenzung Um die Profilfreiheit zu überprüfen, werden immer wieder Profilmeßfahrten im Netz durchgeführt. Zum Einsatz kommt ein speziell dafür hergerichteter Triebwagen der Bauart C (ex 1368), der Wagen ist seiner Fahrmotore beraubt, und kann daher nicht mit eigener Kraft fahren. Eine Diesellok zieht diesen Wagen langsam durch die zu vermessenden Abschnitte. Dieser Wagen wurde 1972 für diese Zwecke in der Hauptwerkstatt Seestrasse mit einer besonderen Ausrüstung versehen worden.
Profilmesswagen 4191 wird von der Lok 4471 gezogen, Rathaus Neukölln
Innenraumaufnahme: Die Glühbirnen an den Lüftungsklappen leuchten auf, wenn an der Seite die Messfühler umgeklappt werden. Der Profilmeßwagen 4190 (bis 1980 mit der Nummer 1190) ist an den Kopfenden mit einer Vorrichtung versehen, welche exakt den lichten Raum ausfüllt. Diese Vorrichtung ist für Fahrten im Bahnsteig beidseitig (wegen der Bahnsteigkante) umklappbar. Profilmesswagen 4191 auf dem Gelände der Betriebswerkstatt Britz (Bw Br). Bei einer Meßfahrt auf der Strecke wird der Metallrahmen ausgeklappt. An diesem Rahmen sind Blechfedern montiert. Wird der Meßzug an einem in den lichten Raum ragenden Hindernis vorbeigezogen, wird eine oder mehrere Blechfedern umgeklappt. Im Fahrzeug leuchten Lampen auf, die dem Begleitpersonal Auskunft darüber geben, an welcher Messleiste eine Lichtraumverletzung festgestellt wurde. Zusätzlich ertönt mit dem Umklappen der Messfühler eine Klingel. Daher wird der Profilmeßwagen auch “Klingelzug” genannt.
Abb.: Maßzeichnung Wagenkopf mit den Klingelbürsten
Profilmeßfahrten werden auf den bestehenden Strecken stets nur in der nächtlichen Betriebspause durchgeführt. Der normale Fahrgast bekommt diesen Wagen daher eigentlich nicht zu sehen. Mit etwas Glück kann man ihn zwischen den letzten planmässigen Fahrgastfahrten kurz vor Betriebsschluß auf der Fahrt zur Meßstrecke sehen ...
Eisenacher Straße: nächtliche Profilmessfahrt mit Diesellok 4471 (nach 1980: 4070) 4191 in der heute verwendeten Arbeitszugfarbe auf dem Gelände der Betriebswerkstatt Britz (Bw Br)
Der Profilmesswagen 4191 stand in den letzten Monaten vor Ausmusterung in der Abstellanlage des U-Bahnhofes Grenzallee. Hier eine seltene Zugbegegnung (9/2010) auf den Gleisen unter der Grenzallee: Der Museumstriebwagen 538 neben dem Profilmesswagen. Möglicherweise lässt sich die Idee verwirklichen, den Profilmesswagen nach der Ausserdienststellung (2011) als Beiwagen in den bisher zweiteiligen Museumszug einzubinden. Viel Fleiß und Arbeit in der Freizeit ist jedoch hierfür von den Mitgliedern der AG-U erforderlich. Unterstützende Hilfe kann die den Museumszug betreuende AG-U gebrauchen, Finanziell, materiell und durch Arbeitsleistung.
Die Profilmessfühler werden erst zur Profilmessfahrt an den offenen Türen ausgeklappt
Die Messfühler im Detail: bei Berührung mit der Tunnelwand oder Kabeltrassen, Signale und Pfeiler werden die äußeren Metallaschen in Verbindung mit dem inneren Metallplättchen gebracht, was eine Klingel- und Lampenauslösung zur Folge hat. Der Messzug stoppt und die Lichtraumverletzung wird vom begleitenden Personal untersucht.
An der Fahrerrückwand befindet sich eine Klingeltafel. Hier leuchten die Lämpchen an den auslösenden Messfühlern auf. So ist dem Begleitpersonal sofort ersichtlich, an welcher Messeinrichtung des Zuges eine Profilverletzung stattgefunden hat.
Auch auf dem Fahrzeugdach befinden sich dich Messfühler. Wie bei den seitlichen Messfühlern löst der Fühler durch das Berühren der äußeren mit der inneren Metalllasche aus
Ansicht des Messzuges im Frontbereich: Die Messfühler an der Zugfront werden zur Profilmessfahrt aufgerichtet. Der Messwagen ist in diesem Zustand motorlos und besitzt keine Zugsteuerung mehr
Für das Jahr 2011 ist die Ausserbetriebnahme dieses Messwagens geplant. Ein Neubau speziell für diese Aufgabe angefertigt wird diese Aufgabe ab 2011 übernehmen.
Aufgrund des jahrezehntelangen Einsatzes als Arbeitsfahrzeug sind zur Aufnahme in den Museumszug an diesem Wagen viele handwerkliche Aufgaben zu erledigen. Die notwendigen Umbauten haben Spuren im Innenraum hinterlassen. Viel Tischlerarbeiten werden hier erforderlich sein, um aus dem Wagen wieder ein Schmuckstück zu machen. Wenn Sie dazu beitragen möchten, wenden Sie sich an die Arbeitsgemeinschaft U-Bahn (AG-U) Quellen und weiterführende Literatur:
Text: M. Jurziczek, 3/2004
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