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U-Bahn Berlin

Stellwerksbezirk Alexanderplatz A (U2)

Am Alexanderplatz treffen seit 1930 drei Linien (2, 5 und 8) aufeinander, jede Strecke (A, D und E ) benutzt einen eigenen Bahnsteig. Eine bis heute nicht realisierte Strecke F (nach Weissensee, Linie U10) ist in der untersten Anlage mit berücksichtigt worden. Ursprünglich verfügten auch alle drei U-Bahnhöfe (mit den unterschiedlichen Abkürzungen A, Ap und Al) über Weichen, daher gab es einst auch für jeden der betrieblich getrennten Bahnhöfe auch je ein Stellwerk.

Die Strecke A (heute fahren hier die Züge der Linie U2) wurde 1913 in Betrieb genommen. Die Signalbaufirma Westinghouse erhielt hier den Auftrag, die Streckenerweiterung zwischen Spittelmarkt und Nordring (heute Schönhauser Allee) mit einer automatischen Signalanlage auszurüsten. Bisher war es bei der Berliner Untergrundbahn üblich, die Züge einzeln manuell über eine Blockanlage zu sichern, was sehr arbeitsaufwendig ist und nur eine Taktfolge im Abstand der Haltestellen ermöglicht.

Kraftstellwerk Bauart Westinghouse, Alexanderplatz 1913

Westinghouse-Stellwerk (1913) Alexanderplatz, Spittelmarktlinie (heute U2), vorn geöffnetes Verschlußregister

Fahrschautafel Westinghouse, Bhf.  Alexanderplatz 1913

Fahrschautafel Stellwerk A (1913) von Mc Kienzie Holland & Westinghouse Power Signal Co. Ltd. London

Mechanische Fahrsperre Firma Westinghouse bei der Berliner U-Bahn 1913

Lichtsignal Nummer 37 Bhf. Alexanderplatz (1913) mit mechanischer Fahrsperre. Der Fahrsperrenantrieb von Westinghouse (runde Gehäusekappe)

Doppelgleisige Kehranlage Alexanderplatz Linie A

Blick von der nördlichen zweigleisigen Kehranlage Richtung Stellwerk und Bahnsteig (Zustand 1913). Vorn: elektrische Weichenantriebe von Westinghouse

Ursprünglich stand für das Stellwerk A (Kleinprofillinie A) ein Hebelstellwerk der britischen Firma “Westinghouse” zur Verfügung . Die gesamte Strecke von Spittelmarkt bis zum Nordring war durchgehend von der Firma Westinghouse ausgerüstet worden, um das neue selbsttätige Signalsystem von Westinghouse in Betrieb zu nehmen. Allerdings sind hier technische Probleme in der Bedienung (u.a. Handfalle) der Hebel überliefert, so dass dieses Stellwerk A  1928 durch ein Stellwerk der Firma Siemens ersetzt wurde. Die Ordnungsstellung der Weichen und elektrische Fahrstraßenfestlegung wurde nun nicht mehr über elektromagnetische Farbscheiben angezeigt, sondern über farbige Lampen. Leider ist heute keines der 5 Stellwerke für die Berliner U-Bahn von der Bauform Westinghouse im Berliner Raum museal erhalten geblieben.

Stellwerksraum Alexanderplatz (A) etwa 1955

Mit dem Rückbau des Westinghouse-Stellwerkes wurde auch hier das Hebelstellwerk von Siemens mit dem automatischen Signalbetrieb eingebaut. Teile der signaltechnischen Außenanlage von Westinghouse wurden auch weiterverwendet, sofern sie sich noch für die Siemensanlage eigneten.

BVG Weichensteller am Fernsprecher (Stw A,  1955)

Weichensteller (A) am Fernsprechbrett des Stellwerkes (1955)

Stellwerk Alexanderplatz (1955)

Weichensteller (A)  am Hebelwerk (1955). Vorne: Gesetzte Hebelsperre

Siemens-Hebelstellwerk Alexanderplatz als Museumsstück auf dem Bahnhof Klosterstraße 2010

Das ab 1928 bis 1985 verwendete elektromechanische Stellwerk A von VES der Kleinprofilstrecke A befindet sich heute in einem Schaufenster des verkehrshistorisch geprägten Bahnhofes Klosterstraße zur Ansicht für den interessierten Besucher zwischen den Treppenaufgängen. 1985 ist das neue Stellwerk im Stellwerksraum Al (Linie E) aufgebaut worden. Die Weichenwärter für die Strecke A und E arbeiteten hier zusammen in einem Raum.

Inbetriebnahmedaten der WSSB-Stellwerke:

Stellwerk A: Die Stellbereiche Lu am 14./15.04.1985, A/ am 15./16.4.1985, Ko/Mk am 16./17.04.1985, Sp am  17./18.04.1985

Stellwerk Al: 18.11.1985

WSSB Stelltisch Bahnhof Alexanderplatz (Strecke A) 2010

Stelltisch Stellwerk A (Linie 2) mit dem Streckenabzweig in den Klostertunnel

_DSC4646

Ausschnitt Stelltisch A: obere Ebene: Bahnhof Spittelmarkt, untere Ebene Bahnhof Alexanderplatz (A)

_DSC4647

Das Stellwerk A bedient heute den Bereich von Spittelmarkt über Alexanderplatz bis zum Luxemburgplatz, der damaligen Hilfswerkstatt (Kehrgleis)

Heute (2011) werden alle Stellwerke dieser drei Strecken (A, D und E) von der LISI-Zentrale am einstigen BVG- Verwaltungssitz Potsdamer Straße (Kleistpark) ferngesteuert. Die Stelltische sind jedoch im Falle einer Verbindungsstörung oder aufwendigen Handlungen (bspw. in Folge von Bauarbeiten) örtlich durch Personal zu besetzen. Wenn die Anlagen nicht gerade fotografiert werden, sind sie unter einen Staubfolie verdeckt.

Das Kehrgleis Richtung Spittelmarkt wurde aufgegeben.

Quellen und weiterführenmde Literatur:

  • Unterlagen aus dem Redaktionsarchiv Berliner Verkehrsseiten (Pläne, Bilder)
  • Hinweise und Ergänzungen aus dem freien Redaktionskollektiv Berliner Verkehrsseiten: Danke, Mauruszat, Seefeldt, Heintze, Jentzsch
  • Ergänzungen und Unterstützung von Berliner U-Bahn-Museum
  • “Die selbsttätige Signalanlage der Berliner Hoch- und Untergrundbahn nebst einigen Vorläufern” von Dr.Ing. Gustav Kemmann (Geheimer Baurat), Berlin 1921
  • “Die selbsttätige Signalanlage der Berliner Hoch- und Untergrundbahn” von Alfred Bothe, Berlin 1928
  • Artikel "Berlin - Alexanderplatz", von Bernd Kuhlmann (DMV), Arbeitsgruppe Nahverkehr, 1969
  • Webseite www.stellwerke.de von Holger Kötting
  • Schubert-Roudolf, “Sicherungswerke II, 5. Auflage, Kraftstellwerke”, Seiten 508 bis 512, (1925)
  • Schreiben aus dem Bereich Technik U-Bahn des Kombinatsbetriebes BVB zum Thema “Inbetriebnahme des Spurplanstellwerkes GS II Sp 64c Alexanderplatz (A) U-Bahnlinie A - Änderung der Hauptsignal- und Weichennummern” vom 28.2.1985, mit detaillierten Inbetriebnahmedaten der einzelnen Abschnitte, BVS- Archiv
  • Hersteller  Westinghouse Power Signal Co. Ltd (heute Invensys Rail) www.invensysrail.com
  • Seite über Westinghouse brake and sexby signal (Westinghouse-Stellwerke) von Mark Ablington
  • Der Hersteller: Siemens mobility
  • Weiterführende Erläuterung “Zugsicherung” bei Wikipedia

Text und Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone, BVS 3/2010

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