Am 30. Juli 2007, hat Thomas Necker, Vorstand Betrieb der Berliner Verkehrsbetriebe, den ersten neuen U-Bahnzug der
Baureihe HK 06 abgefertigt und auf der Linie U2 zum Einsatz geschickt.
Sicherheitseinrichtungen:
In der Geschichte der Berliner U-Bahn gab es leider immer wieder Haverien, die den Betriebsablauf stören und auch manchmal die Fahrgäste in Gefahr bringen. Aus der Erfahrung mit
Betriebsstörungen resultiert die Ausrüstung des Hk-Zuges mit einigen versteckten Einrichtungen im Fahrgastraum. So finden sich zwei Werkzeugtaschen mit Werkzeugen für die Trennung der Zugeinheit bspw. bei einem
Personenunfall und zwei tragbare Kurzschließer zur sicheren Erdung der Fahrstromschiene bei Evakuierung der Fahrgäste oder der Arbeit von Einsatzkräften (bspw. Feuerwehr, Polizei oder THW). Eine
Notleiter zur Evakuierung des Zuges auf der freien Strecke ist ebenso wie bei den H-Zügen vorhanden. Zur frühzeitigen Erkennung von Feuer im Fahrzeug ist auch wie im H-Zug eine Brandmeldeanlage
beim Hk-Zug vorhanden. In jedem Wagen sind drei Temperaturmelder angeordnet, die das Ereignis zum Fahrpult weitergeben. Ist kein Fahrpult aufgeschlossen (kein
Fahrer vorhanden), schlägt der Zug selbsttätig über die Signalanlage (Hupe) Alarm. Notrufsprechstellen zur
Kontaktaufnahme zum Fahrer sowie eine heute vorgeschriebene Notbremsüberbrückung (NBÜ) hilft, im Gefahrfall
den Zug noch sicher zum nächsten Bahnsteig zu führen, wo Hilfe besser geleistet werden kann, als in Tunnel oder auf Hochbahnbrücken.
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Druckluftanlage:
Der Hk-Zug ist druckluftgefedert (4-Punkt-Luftfederanlage), was ihm eine sehr weiche
Fahreigenschaft gibt. Die Bremslast wird über die Luftfederung elektronisch ermittelt. Der Zug verfügt über eine elektronisch geregelte Druckluftbremse (EP-Bremse) sowie
elektro- dynamische Bremse (E-Bremse) und eine druckluftbetriebene Federspeicherbremse. Auf jeder Achse ist eine Bremsscheibe für die Druckluftbremse
angeordnet. Die 8 Stromabnehmer können mittels einer druckluftbetriebenen Einrichtung an- und abgelegt werden.
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Antrieb: Pro Wagen verfügt der Hk-Zug über zwei Stromabnehmer
(einer je Seite). Eine Vierwageneinheit zählt so 8 Stromabnehmer, 4 je Seite. Die gesamte Zugeinheit ist mit einer durchgehenden Starkstrom- Ringleitung
versehen, so es ihm ermöglicht auch mit nur einem Stromabnehmer im Kontakt zur Stromschiene zu stehen. Wird aus zwei Hk-Einheiten ein 8-Wagenzug gebildet, sind auch diese 8 Wagen über eine Stromabnehmerringleitung
über die Scharfenbergkupplung miteinander verbunden. Der Zug verfügt über einen Gleit- und Schleuderschutz
(BSG und ASG) , wie er bei modernen Schienenfahrzeugen heute üblich ist. Angetrieben werden beim Hk nur 3 Achsen eines Wagens, also nur 3/4 aller 16 Achsen durch 12 je 6-polige, gekapselte Drehstrom- Asychron-
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Die Überführung der Hk-Züge erfolgte auf der Schiene von Hennigsdorf (Herstellerwerk) über den Berliner Aussenring (hier:
BAKW) zur einzigen Gleisverbindung zwischen den DB- und BVG-Netzen am U-Bhf. Wuhletal. Dort wird der Wagenzug in die
Betriebswerkstatt Friedrichsfelde geschleppt, wo er mittels Überführungszüge zum Kleinprofil-Werkstatt Grunewald gefahren wird. Erst in der Betriebswerkstatt Grunewald erfolgte die Inbetriebnahme des Zuges.
Fahrmotore (85 kW) mit einer elastischen Kupplung zwischen Motor und Getriebe und einem zweistufigen,
schrägverzahnten Stirnradgetriebe. Der Fahrmotor und das Getriebe sind im Drehgestellrahmen befestigt und
dadurch voll abgefedert. Durch eine Achshohlwelle mit einer Gummi- Kugelgelenkkupplung wird der Höhenversatz
zwischen Achse und Drehgestell bei Einfederungsvorgängen ausgeglichen. Die Motoren sind mit einem Innen- und
Aussen Kühlluftkreislauf versehen. Zum Fahren wird der Fahrhebel auf dem Fahrerpult in die Stellung “Fahren”
gebracht, über eine Tastatur die Zielgeschwindigkeit voreingestellt (10, 20, 30, 40, 50, 60 km/h sowie die Ergänzungstaste +5 km/h). Bei einer Geschwindigkeitsvorauswahl
bis 25 km/h wird der Zug nur mit halber Zugkraft in Bewegung gesetzt.
Fahrstand Hk (Serie)
Fahrwerk: Auf die Achsen sind Monoblock-Scheibenräder aufgeschrumpft, sowie
Schallabsorber (Geräuschdämmung) angebracht. Wie auch beim H-Zug verfügt der Hk über eine druckluftbetriebene Spurkranzschmierung
(nur in den Wagen A und D). Jeweils ist nur der erste Spurkranz (Achse) bei Fahrt von mehr als 10 Km/h aktiv.
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Sonstige E-Technik: Der Hk ist mit einer
elektrischen Heizungsanlage versehen und ermöglicht auch das Vorheizen bei eingeschalteter Stromschiene. Die beiden Fahrerkabinen sind voll klimatisiert. Eine Notlichtversorgung
über die Batteriespannung des Fahrzeuges ermöglicht auch die minimale Ausleuchtung des Zuges beim Ausfall der Fahrstromspannung (Stromschiene). Die ELA
erlaubt Durchsagen des Fahrpersonals, via Betriebsfunk von der Leitstelle oder vom digitalen Sprachspeicher ausgelöste Ansagen. Die ELA ermöglicht auch
die Kommunikation zwischen Fahrer und Leitstelle, zwischen den Fahrständen einer Einheit oder eines Zuges sowie zwischen den Notrufsprechsäulen (Notbremse) und dem Zugfahrer. Die Ansagen können wahlweise im
Fahrgastraum wiedergegeben werden oder über die Außenlautsprecher nach Außen. Die 24 Fahrgasttüren sind als elektrische Schwenkschiebetüren ausgeführt und verfügen über einen Einklemmschutz (Motorstromüberwachung
Im Kleinprofil sind bei den Nachkriegsbauserien (West) die Fronttüren vorgeschrieben, da die älteren U-Bahntunnel
abschnittsweise keine seitliche Flucht aus dem Fahrzeug zulassen. Um in eine andere Zugeinheit wechseln zu können, bedarf es der Schlupftüren am Wagenende. Die Frontschlupftür
(Stirnwandtür) ist als Außenschwingtür ausgeführt und befindet sich in Fahrtrichtung links (A-Wagen), bzw. rechts (D-Wagen), sodass die Türen im mer gegenüberstehen. Da ja ein Kuppeln zweier A- oder D-Wagen aufgrund der einheitlichen Ausrichtung nicht möglich
ist (ABCD+DCBA), passen die Türen immer zusammen (ABCD+ABCD). Ein “Drehen” der Richtung eines Zuges ist aufgrund der fehlenden Fahrmöglichkeit im Netz der Berliner U-Bahn nicht möglich.
Derzeit sind die Hk-Züge vorwiegend mit dem Fahrziel Ruhleben / Olympia-Stadion im Liniendienst anzutreffen.
Die letzte Überführung des Hk 1024 vom Hersteller in Hennigsdorf (bei Berlin) mit der Akkulok 4051 bei Ankunft in der
Betriebswerkstatt Grunewald (U-Bhf. Olympia-Stadion)
Quellen:
- Präsentationsunterlagen vom Roll out der ABB Daimler-Benz Transportation 1995 / 2000
- Bedienungsanleitung Hk2000, Ausgabe 2002
- Typenblatt Hk (BVG)
- Hersteller-Prospekt
- Hinweise und Ergänzungen aus dem freien Autorenkollektiv Berliner Verkehrsseiten
- Begleitpapier zur Pressevorstellung der Serie Hk 06 am 30.7.2007
Text und Zusammenstellung: Jurziczek 2/2007
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